Impact Investing

Impact Investing braucht Additive

Impact Investing und ESG ist an den Kapitalmärkten Mainstream. T. Rowe Price macht in einer Analyse darauf aufmerksam, dass der Aspekt Additionality zu einer Steigerung beitragen kann.

Impact Investing braucht Additive

kjo Frankfurt

In der Welt von Impact Investing, nachhaltigen Anlagen oder ökologischen, sozialen und Governance(ESG)-Investitionen gibt es bekanntlich viele Begriffe und Konzepte zur Beschreibung und Definition der jeweiligen Investments und Vorgehensweisen. „Unserer Erfahrung nach sind einige von ihnen nützlicher als andere. Eines, das zunehmend in den Fokus von Impact-Investoren in den Mittelpunkt rückt, ist die Addionality.“ Im Deutschen lässt sich das am besten mit Zusätzlichkeit oder Zusatzaktivitäten übersetzen. In einem Research-Paper von T. Rowe Price, das der Börsen-Zeitung exklusiv vorliegt, halten die Kapitalmarktexperten des internationalen Assetmanagers fest, was es damit auf sich hat. Sie sehen darin eine erhebliche Bedeutung für den Markt der nachhaltigen Investments.

Vielzahl von Ansätzen

„Unter der Vielzahl von ESG-Ansätzen und Strategien gilt Impact als eines der reinsten und ehrgeizigsten Ziele, was sich in seinem doppelten Mandat widerspiegelt: messbare positive ökologische und soziale Auswirkungen neben der finanziellen Rendite.“ Nach Ansicht von T. Rowe Price erfordert ein solcher Ansatz eine Verpflichtung zur Zusätzlichkeit bzw. Zusatzaktivitäten. Es gebe zwei Möglichkeiten für Investoren, um diese Addionality zu schaffen. Erstens Kapital, möglicherweise zu niedrigeren relativen Kosten für Emittenten, und zweitens Beeinflussung des Verhaltens durch direktes Engagement bei Emittenten.

In seiner Standardbedeutung beziehe sich der Begriff Additionality auf eine positive Auswirkung oder ein Ergebnis, die bzw. das andernfalls nicht eingetreten wäre, ohne die zusätzlichen Ressourcen oder Kapitalinvestitionen, die dafür extra vorgenommen wurden. Ein Beispiel hierfür seien etwa die Sozialbauten, die ohne diese Additionality nicht gebaut worden wären, oder die Treibhausgasemissionsreduzierungen, die ansonsten nicht realisiert worden wären. Im Rahmen von Credit Impact Investing spezifizieren ESG-gelabelte Anleihen oft die Verwendung der Erlöse von Anfang an. Es handelt sich hierbei um sogenannte Use-of-Proceeds-Bonds: Das aufgenommene Kapital ist für einen bestimmten ökologischen oder sozialen Zweck bestimmt. „Unserer Meinung nach sollte die Messlatte für gekennzeichnete Anleihen hoch gelegt werden, und was noch wichtiger ist, Impact Investing sollte hier nicht aufhören. Impact Investing ist gekennzeichnet durch ihre kontinuierliche und sich entwickelnde Natur und sollte über das gemessene Ergebnis der Kapitalanlage hinausgehen und dann die der Wirtschaft und deren Aktivitäten erfassen.“

Unternehmen bestärken

„Das bedeutet, dass wir mit Unternehmen zusammenarbeiten, um sie zu leiten, zu stärken oder zu beschleunigen, um ihre Fortschritte zu unterstützen und dabei die bestmöglichen Ergebnisse anstreben“, sagt Matt Lawton, Portfoliomanager im Bereich Global Impact Credit Strategy bei T. Rowe Price. Es könne besonders nützlich sein, Orientierungshilfen oder Ansichten zu Im­pact- oder Labeled-Rahmenwerken und Standards für Anleihen zu bieten, etwa zu Leistungsindikatoren (KPIs) oder im Hinblick auf Be­schleu­nigung in Richtung eines be­stehen­den Indikators oder Ziels. „Dies kann zu besseren Ergebnissen bei den Auswirkungen eines einzelnen Emittenten führen und gleichzeitig die kollektiven, marktweiten Standards und Praktiken verbessern“, sagt er.

Er gibt hierfür ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit. Banco Santander Chile habe sich an T. Rowe Price gewandt, um die Meinung für eine erste Sozialanleihe in Benchmark-Größe zu hören. Das Ziel der Anleihe sei es gewesen, Geld zu beschaffen, um mehr soziale Gerechtigkeit in Chile zu ermöglichen. Es sei darum gegangen, die Finanzierung von Hypotheken für erschwinglichen Wohnraum zu realisieren und dadurch die finanzielle Eingliederung zu fördern, indem Familien den Zugang zu Krediten zu einem subventionierten Zinssatz erhalten. In dem Feedback habe man unter anderem das Potenzial hervorgehoben für entsprechende Refinanzierungszeiträume, die Offenlegung der Auswirkungen und die Perspektiven künftiger Emissionen von Social Bonds. In Bezug auf die Offenlegungsempfehlungen habe T. Rowe Price angeregt, dass die Berichterstattung die wichtigsten Kennzahlen zur sozialen Wirkung enthalten sollte in Bezug auf erschwinglichen Wohnraum gemäß der Definition der International Capital Markets Association (ICMA) sowie zusätzliche Wirkungskennzahlen wie Angaben zur Zielbevölkerung, die für die Hypotheken in Frage kommen würden.

Bessere Ausgangsbasis

Das Beispiel des Banco Santander Chile veranschauliche, dass die Additonality, die man zu erreichen hoffe, zur Gestaltung des Rahmenwerkes zwecks Begebung von Social Bonds des Unternehmens beitrage. Diese würden dann ihrerseits wiederum die soziale Mobilität fördern und zur Verringerung von Armut beitragen und die finanzielle Eingliederung verbessern. Unter Einbeziehung von Refinanzierungsfragen und einer Betonung der Notwendigkeit eines strengeren Ansatzes in diesen Aspekten könnte dies dazu beitragen, einen höheren Standard und eine bessere Ausgangsbasis für die künftige Finanzierung von Sozialprojekten zu realisieren. Wenn man die Frage weiter fasse, könne man auf die wichtigsten Grundsätze von Impact Investing zurückgreifen, nämlich dass der ökologische und soziale Druck in der Welt noch nie so groß war, aber auch die Möglichkeit, in Unternehmen zu investieren, die an vorderster Front bei der Bewältigung dieser Herausforderungen stehen. Wenn ein Engagement zu einem verbesserten Verhalten und erhöhten Ambitionen eines Unternehmens führe, sollte dies positive Anstoßeffekte haben, zum Beispiel durch das Setzen von Standards für die Branche und für andere Investoren. Globale ESG- und Impact-Investoren-Netzwerke seien hier nützlich.

Hohe Summen erforderlich

Die Vereinten Nationen (UN) schätzen, dass etwa 5 bis 7 Bill. Dollar pro Jahr benötigt werden, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung bis 2030 zu erreichen. „Wir sehen spannende Entwicklungen auf dem Gebiet der Anleihen, und zwar Anleihen mit Erlösverwendung. Ein aktuelles Beispiel ist eine Anleihe, die von der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung begeben wurde. Ein Wildlife Conservation Bond, auch bekannt als ,Nashorn­anleihe‘, der Erhaltungsmaßnahmen für das stark gefährdete Spitzmaulnashorn in Südafrika unterstützt. Die Erhaltungsbemühungen werden hoffentlich zusätzliche sozialen Nutzen stiften, wie die Schaffung von Arbeitsplätzen“, so Lawton. Bei Fälligkeit werde die mit „AAA“ bewertete Anleihe den Anlegern eine Kapitalrückzahlung sowie eine potenzielle Prämie für die Erhaltung auf der Grundlage der endgültigen Wachstumsrate der Nashornpopulation bieten. Das Projekt sei ein Beispiel für die Bedeutung von Kapital als Quelle von Additionality.

Wichtige Kapitalquelle

„Die Tatsache, dass Anleiheinvestoren eine wichtige Kapitalquelle sind, ebnet uns den Weg für die Zusammenarbeit mit Unternehmen, wo Additionality wahrscheinlich hauptsächlich erreicht wird. Umfang, Tiefe und Breite der Ressourcen werden dabei von Vorteil sein sowie letztlich auch die Erfahrung. Je mehr Engagement stattfindet, desto besser wird das Verständnis für die besten Praktiken werden“, heißt es in der Analyse des Assetmanagers hierzu weiter.

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