Rohstoffmärkte

Starker Preisanstieg beim Atombrennstoff Uran

Der Preis für den Kernbrennstoff Uran ist stark gestiegen. Dafür verantwortlich sind ein neu erwachtes Interesse an Kernkraftwerken im Rahmen der grünen Transformation, aber auch Sanktionen des Westens gegen Anbieterländer.

Starker Preisanstieg beim Atombrennstoff Uran

Uran-Preis hebt ab

Knappes Angebot leidet unter Sanktionen – Interesse an Kernkraft stärkt Nachfrage

ku Frankfurt
Von Dieter Kuckelkorn, Frankfurt

Der Preis des Kernbrennstoffs Uran ist auf den höchsten Stand seit 15 Jahren geklettert. Aktuell wird das Pfund Uran für 74,50 Dollar gehandelt. Dies stellt einen dramatischen Anstieg da, denn seit Jahresanfang hat es damit einen Anstieg um 50% gegeben. Und im Jahr 2020 kostete Uran zeitweilig nur 25 Dollar je Pfund. Hinter dem starken Anstieg steht eine verstärkte Nachfrage nach der zivilen Nutzung der Atomenergie, während es gleichzeitig erhebliche Sorgen hinsichtlich des weltweiten Angebots gibt.

Allerdings ist der Uranmarkt sehr intransparent, da es vor allem schon wegen der Sicherheitsaspekte hauptsächlich bilateralen Handel zwischen Anbietern und Kraftwerksbetreibern gibt. Es gibt zwar Uran-Futures an der Terminbörse Comex, mit allerdings sehr geringen bis nicht vorhandenen Umsätzen.

Vor allem mit dem Kampf gegen die globale Klimaveränderung hat das Interesse an Kernreaktoren wieder stark zugenommen. Länder wie Indien, die Türkei und China bauen in großem Umfang Kernkraftwerke. Die Internationale Energieagentur IEA sagt dazu, dass sich zum Erreichen der Klimaziele bis 2050 die nuklearen Stromerzeugungskapazitäten verdoppeln müssen. Es gibt aber noch einen weiteren Antriebsfaktor für das neue erweckte Interesse an Kernenergie. Die westlichen Staaten wollen ihre nach wie vor bestehende Abhängigkeit von russischem Öl und Gas reduzieren und sind dafür unter anderem auf die Kernenergie angewiesen, weil sich mit dieser billiger Grundlaststrom erzeugen lässt.

Produktion zurückgefahren

Der Nachfrage steht ein begrenztes Angebot gegenüber. In den vergangenen Jahrzehnten haben die meisten westlichen Länder  – mit Ausnahme Kanadas – ihre Uranproduktion sehr stark zurückgefahren, wegen des damals niedrigen Preisniveaus, der Umweltschäden und Gefahren für die Arbeitnehmer. Als eine aktuell große Gefahr für die Versorgung insbesondere der westlichen Länder mit dem Kernbrennstoff erweisen sich die zahlreichen geopolitischen Konflikte und in diesem Zusammenhang insbesondere die in der Regel vom Westen verhängten Sanktionen, mit denen sich diese Länder nach Ansicht von Marktteilnehmern teilweise selbst ins Knie schießen.

So ist beispielsweise Russland mit rund 8% der weltweiten Uranproduktion zwar kein dominierender Anbieter. Die weltweit führende Region für die Uranproduktion ist Zentralasien mit Ländern wie Kasachstan und Usbekistan. Zwar unterliegen diese keinen westlichen Sanktionen, das Uran dieser Länder wird allerdings hauptsächlich in Russland weiterverarbeitet. Dabei erschweren es insbesondere die Finanzsanktionen den westlichen Ländern, an dieses Uran zu kommen. In diesem Umfeld bereitet auch der Umsturz im Niger Probleme. Die französische Regierung hat sich mit der neuen Führung in dem Sahel-Land, die das Land in die wirtschaftliche Unabhängigkeit führen will, überworfen, und die gegen den Niger verhängten Sanktionen sowie die Gegensanktionen der nigerischen Regierung verhindern es, dass nigerisches Uran den Weltmarkt erreicht. So hat der staatliche französische Atomkonzern Orano die Weiterverarbeitung von Uran in dem Land eingestellt.

Frankreich verliert Niger-Uran

Frankreich hatte das nigerische Uran aufgrund seiner bisherigen politischen Dominanz in dem Land extrem billig erhalten. Zwar sind die Preise geheim, Beobachter sprachen aber von lediglich 80 Euro-Cent pro Kilogramm nigerischem Uran, die Frankreich bezahlt habe – was die große Armut in dem an Ressourcen reichen Land erklärt. Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron unternahm kürzlich einen Staatsbesuch in den Produzentenländern Kasachstan und Usbekistan. Dabei ging es ihm vor allem darum, neue Chancen für Orano in der Region zu erhalten und dabei insbesondere die Weiterverarbeitung des Uranerzes von russischer in französische Hand zu bekommen. Ob dieser Ansatz angesichts des großen russischen Einflusses in der Region langfristig Erfolg verspricht, wird allerdings bezweifelt. Derzeit ist Frankreich noch stark von aus Russland geliefertem Uran abhängig. Im vergangenen Jahr hat Frankreich nicht weniger als 153 Tonnen dieses Urans gekauft.

Derweil rechnet insbesondere Hedgefonds mit einem weiteren starken Anstieg des Uranpreises auf Niveaus von bis zu 200 Dollar im Jahr 2025. Da Uran wie erwähnt lediglich direkt zwischen Produzenten und Verbrauchern gehandelt wird, setzen die Fonds dabei auf die Aktien von börsennotierten Uranproduzenten, meistens aus Kanada, da sie nicht selbst in den Uranhandel einsteigen dürfen. Gefragt sind beispielsweise die Aktien von Denison Mines, deren Aktienkurs im bisherigen Jahresverlauf bereits um 39% gestiegen ist. Die Analysten sind überwiegend positiv gestimmt für die Aktie mit vier Kaufempfehlungen und zwei Einstufungen mit "Overweight". Es gibt ein weiteres Anlageurteil mit "Hold", aber keinerlei Verkaufsempfehlungen. Das Unternehmen gehört mit einer Marktkapitalisierung von 1,3 Mrd. US-Dollar zu den Small Caps. Deutlich größer ist Cameco Corp. mit einer Marktkapitalisierung von immerhin 18,2 Mrd. Dollar. Hier ist im bisherigen Jahresverlauf bereits ein enormer Kursanstieg von 85% zu verzeichnen, gleichwohl sind die Analysten ebenfalls sehr positiv gestimmt mit neun Kaufempfehlungen, je einmal "Overweight" und "Hold", aber keinerlei Verkaufsempfehlungen. Ferner gibt es noch Uranium Energy Corp., ebenfalls ein Small Cap mit einer Marktkapitalisierung von 2,2 Mrd. Dollar. Im bisherigen Jahresverlauf steht ein Anstieg von 49% zu Buche. Es gibt lediglich fünf Analysten, die die Aktie auf dem Radarschirm haben. Alle raten zum Kauf.

Risiken für Anleger

Anlagen in Small Caps gerade auch im Rohstoffbereich sind jedoch traditionell mit hohen Risiken verbunden, und es ist insbesondere für Privatanleger nicht immer einfach, die Risiken der Einzelunternehmen zu überblicken. Für institutionelle Anleger ist zudem die Liquidität in den Titeln oft zu gering.

Der Preis für den Kernbrennstoff Uran ist stark gestiegen. Dafür verantwortlich sind ein neu erwachtes Interesse an Kernkraftwerken im Rahmen der grünen Transformation, aber auch Sanktionen des Westens gegen Anbieterländer. Für Anleger erschließt sich der Uranmarkt über die Aktien kanadischer Minenwerte.

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