Anlegerstimmung

Stimmung der Fonds trübt sich deutlich ein

Die Stimmung der Fonds trübt sich deutlich ein. Laut der Umfrage von Bank of America liegt der Anteil der Fonds, die eine stärkere Weltwirtschaft erwarten, auf dem tiefsten Stand seit April 2020.

Stimmung der Fonds trübt sich deutlich ein

ck Frankfurt

Die Stimmung der Fondsmanager trübt sich weiter ein. Das zeigt die jüngste globale Umfrage von Bank of America (BoA), die in der Zeit vom 6. bis zum 12. August durchgeführt wurde. Die Erwartungen für das globale Wachstum, die Unternehmensgewinne sowie auch für die Inflation sind im Vergleich zum Juli deutlich weiter gesunken, wozu nicht zuletzt die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus beigetragen hat. Denn sie zählt aus Sicht der Fonds nun zu den drei größten Risiken für die Finanzmärkte. 19% der Befragten nannten sie als größtes Risiko. Nach wie vor am häufigsten genannt wurden eine überraschend hohe Inflation (22%) und ein Tantrum am Bondmarkt, d. h. eine Re­duzierung der Anleihekäufe der US-Zentralbank Fed (20%).

Zinserhöhung im Januar 2023

Da die Umfrage wenige Tage vor dem Zusammenbruch der bisherigen afghanischen Regierung stattfand, spielten geopolitische Risiken für die Fonds noch keine größere Rolle. Der Nettoanteil der Befragten, die die geopolitischen Risiken für ungewöhnlich hoch halten, ist von Juli auf August um 2 Prozentpunkte auf 41% gesunken, bei einem langfristigen Durchschnitt von 51%. Mit einer auf Sicht von zwölf Monaten stärkeren Weltwirtschaft rechnen nun nur noch netto (Saldo aus positiven und negativen Antworten in Prozent der Umfrageteilnehmer) 27% der Fonds. Das bedeutet nach Angaben der BoA im Vergleich zum Juli einen Absturz um 20 Prozentpunkte und den niedrigsten Stand seit dem April 2020. Der Anteil der Befragten, die eine leichte weltwirtschaftliche Abschwächung erwarten, stieg im Vormonatsvergleich um 9 Prozentpunkte auf netto 28%, der höchste Stand seit dem März 2020. Eine höhere globale Inflation erwarten nur noch netto 4% nach im Juli 22%, was den niedrigsten Anteil seit dem Mai 2020 bedeutet. Eine erste Leitzinsanhebung der Fed erwarten die Fonds nun erst im Januar 2023 nach November 2022 im Vormonat. Mit der Ankündigung der Reduzierung der Anleihekäufe der amerikanischen Währungshüter rechnen 84% der Fonds noch in diesem Jahr.

Niedrigere Margen

Mit einer besseren Entwicklung der Unternehmensgewinne rechnen nun netto 41%, ein Rückgang um 12 Prozentpunkte und der niedrigste Anteil seit dem Juli 2020. Zudem gehen die Befragten nun erstmals seit dem Juli 2020 davon aus, dass die Ergebnismargen der Unternehmen sinken werden. Netto 7% sind laut der aktuellen Umfrage dieser Auffassung. Der Anteil der Fonds, die die Unternehmen für zu hoch verschuldet halten, ist um 6 Prozentpunkte auf netto 19% und damit auf das niedrigste Niveau seit dem Januar 2018 gesunken. Netto 49% wünschen sich von den Unternehmen höhere Investitionen, 3 Prozentpunkte mehr als im Juli. Ebenfalls um 3 Prozentpunkte gestiegen ist der Anteil der Fonds, die für höhere Auskehrungen plädieren. Mit netto 18% hat er den höchsten Stand seit dem März 2019 erreicht.

Die deutlich eingetrübte Sicht der Fondsmanager auf das Makro-Umfeld spiegelt sich noch nicht entsprechend in ihrer Positionierung wider. So hat sich der Durchschnitt der von den Umfrageteilnehmern angegebenen Kassaquoten im Vormonatsvergleich lediglich von 4,1% auf 4,2% erhöht. Es gebe eindeutig keine Panik, so BoA. Der Anteil der Fonds, die angaben, in Aktien übergewichtet zu sein, der im April mit netto 62% sein Hoch erreicht hat, liegt nun bei 54% nach 57% im Vormonat und auf dem tiefsten Stand seit dem Januar 2021.

Keine Rotation in Bonds

Es gebe jedoch keine Neigung der Fonds, in Anleihen zu rotieren, so BoA. Der Anteil der in Anleihen untergewichteten Fonds sank lediglich um 1 Prozentpunkt auf 67%. Deutlicher zu spüren ist die skeptischere Stimmung allerdings bei den Rohstoffen. Hier ist der Anteil übergewichteter Fonds um 12 Prozentpunkte auf netto 17% gefallen, wobei der Anteil vom Juli von 19% rekordhoch war. Insgesamt werden die Risiken aber zu­rückgeschraubt. Zwar geben noch netto 3% der Fonds an, über das normale Ausmaß hinausgehende Ri­siken einzugehen. Jedoch bedeutet dies einen Rückgang im Vormonatsvergleich um 3 Prozentpunkte und den niedrigsten Anteil seit dem Oktober 2020.

Tech nicht mehr Nummer 1

Die zurückgeschraubten Risiken treten auch bei den regionalen und sektoralen Präferenzen zutage. Zwar sind die Fonds nach wie vor in zyklischen Branchen wie Banken und Rohstoffe übergewichtet. Allerdings sind die zyklischen Positionen im Vergleich zum Juli zurückgefahren worden. So ist der Anteil der in Banken übergewichteten Fonds um 2% auf netto 24% gesunken. In Versorgern sind nun 33% untergewichtet, 3 Prozentpunkte weniger als im Vormonat. Der Anteil der in der Health­care-Branche­ übergewichteten Um­frageteilnehmer hat sich um 7 Prozentpunkte auf 33% erhöht und liegt nun auf dem höchsten Stand seit dem November 2020. Das Nachsehen hatte der Material-Sektor (Metalle etc.). Hier sank der Anteil übergewichteter Fonds um 13 Prozentpunkte auf 6% und damit auf den tiefsten Stand seit dem November 2020. Im Energiesektor (Öl und Gas) sind jetzt 3% der Fonds untergewichtet, nachdem im Vormonat noch 7% übergewichtet waren. Der Anteil in der Technologiebranche sank um 3 Prozentpunkte auf 26%, womit sie erstmals seit dem November 2020 nicht mehr der am stärksten übergewichtete Sektor ist. Dennoch gilt sie weiterhin als am stärksten überlaufene Wette (40% der Befragten) vor ESG (20%), Short-Positionen auf chinesische Aktien (11%) sowie amerikanischen Staatsanleihen (10%).

Abzug aus Emerging Markets

Die weniger zyklische Aufstellung spiegelt sich auch in den regionalen Aktienmarktpräferenzen. Federn lassen mussten insbesondere die Emerging Markets, die auch stark von den Sorgen über das Wachstum und die Regulierungsoffensive Chinas ge­troffen wurden. Der Anteil übergewichteter Fonds sank um 11 Prozentpunkte auf netto 3%. Im Euroraum sind nun 36% nach im Juli 45% übergewichtet, der Anteil der in Japan untergewichteten Befragten stieg um 6 Prozentpunkte auf 12%, die stärkste Untergewichtung des Landes seit dem August 2020.

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