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Wald- und Forstwirtschaft hat Megatrend-Potenzial

Das gegenwärtige Marktumfeld erfüllt wesentliche Voraussetzungen, um Wald- und Forstanlagen zu einem Megatrend zu entwickeln.

Wald- und Forstwirtschaft hat Megatrend-Potenzial

Jährlich werden weltweit gut 35 Mrd. Tonnen Kohlendioxid ausge­stoßen. Wälder leisten einen wertvollen Beitrag, um diese Emissionen zu neutralisieren. Sie werden von Investoren nicht nur wegen ihrer Wertbeständigkeit geschätzt, sondern auch wegen ihrer Fähigkeit, Kohlendioxid zu absorbieren. Eine weitere Eigenschaft macht die Anlage in Waldflächen derzeit besonders interessant: Ihr Wertzuwachs übertrifft seit 60 Jahren in jedem Zehnjahreszeitraum die Teuerungsrate. Kapital über 10 bis 15 Jahre zu binden, schreckt zunächst ab. In einem Umfeld erhöhter Inflation zahlt sich das auf Dauer aus. Der direkte Erwerb von Forstflächen ist für die meisten Anleger jedoch nicht realisierbar, und ein Aktienportfolio bestehend aus Titeln der Holzverarbeitungs- oder Verpackungsindustrie bietet zu wenig Risikostreuung für die Gesamtanlage.

Für Private wie auch Institutionelle kann ein Engagement in einem global diversifizierten Fonds praktikabler sein, der wiederum direkte Beteiligungen erwirbt. Die Auslagerung der Waldpflege an Experten senkt das Risiko von Wertverlusten aus Brandschäden oder Ungezieferbefall. Wo Wald als Renditeobjekt bewirtschaftet wird, entstehen deutlich weniger Schäden als in öffentlichen Forsten. Feuerschneisen und eigene Teams von Brandbekämpfern schützen den Wert der Bäume. Eine Bewaldung mit schädlings- und dürreresistenten Arten hilft, Perioden mit geringen Niederschlägen zu überstehen.

Finanziell werden Anleger mit einem attraktiven Verhältnis von Rendite zu Risiko entlohnt. Der amerikanische NCREIF Timberland Property Index ist die weltweit genutzte Benchmark für die Wertentwicklung von Waldbesitz. Über 30 Jahre verzeichnete der Index jährlich im Schnitt fast 9% Wertzuwachs bei einer mittleren Schwankung von ebenfalls fast 9%. Eine Anlage in US-Aktien brachte im Vergleich 10,5% Rendite pro Jahr. Die mittlere Schwankung betrug aber jährlich 17%. Wald als Anlageklasse hat somit eine signifikant bessere Sharpe Ratio als der weltweit größte und am besten entwickelte Markt für Unternehmen.

Der wichtigste Ertragsfaktor eines Waldportfolios ist das biologische Wachstum der Bäume. Die Wachstumsraten in Lateinamerika, Aus­tralasien und sogar in den USA sind höher als in Europa, insbesondere in Skandinavien. Angesichts potenziell höherer Renditen in anderen Erdteilen brauchen Anleger daher eine globale Perspektive, um sinnvoll in Wälder zu investieren.

Eine historische Analyse der Renditen aus einer Anlage in die Forstwirtschaft liefert jedoch die wichtigste Erkenntnis: Der Wertzuwachs amerikanischer Waldflächen lag in jeder Dekade seit 1960 stets über der Inflation im gleichen Zeitraum. Die Teuerung wurde jeweils um 2,5% und mehr übertroffen. Dieser Effekt war in den 1980er Jahren, also zu einem Zeitpunkt, als die Notenbanken mit kräftigen Zinserhöhungen gegen hohe Inflationsraten kämpften, besonders ausgeprägt.

Institutionelle Anleger beschäftigt noch ein weiteres Thema. Finanzanlagen sollen gezielt in solche Projekte gelenkt werden, die sich positiv auf die Umwelt auswirken. Auf der Erde gibt es 4 Mrd. Hektar Waldfläche, die die Treibhausgasbilanz des Planeten erheblich verbessert. Schätzungen zufolge binden Wälder in jedem Jahr ein Drittel des Kohlendioxids, das durch die Verbrennung fossiler Energieträger­ freigesetzt wird. Der Weg zu einer Net-Zero-Wirtschaft führt daher buchstäblich in den Wald. Eine gezielte Wiederaufforstung sowie die Neuanlage von Wäldern in die jungen, schnell wachsenden Gehölze der warmen und niederschlagsreichen Regionen Neuseelands, Australiens oder Lateinamerikas bringen den größten Effekt. Sich daraus ergebende potenzielle Risiken aufgrund anderer Rechtssysteme lassen sich durch eine im Heimatmarkt konforme Fondsstruktur abfangen.

Kommerziell bewirtschaftete Wälder haben zurzeit einen Wert von 300 bis 400 Mrd. Dollar global. Davon befinden sich ungefähr 100 Mrd. Dollar im Besitz institutioneller Investoren, der Rest entfällt auf Forstunternehmen, Privatpersonen sowie Kommunen. Diese Bewertung berücksichtigt bislang nicht die neuen Möglichkeiten für Waldbesitzer, sich Emissionszertifikate für die Menge des absorbierten Kohlenstoffs ausstellen zu lassen. Der Handel solcher Zertifikate erweitert die Renditechancen einer Anlage in Wald um eine neue Komponente. Bis zu 1 Bill. Dollar könnte die Assetklasse wert sein, wenn sich CO2-Märkte und Preise­ so weiterentwickeln wie bisher. Die Steigerung laufender Erträge hat ohnehin eine strukturelle und eine zyklische Komponente. Man erwartet eine Steigerung der globalen Holznachfrage bis zum Jahr 2050 um die Hälfte des gegenwärtigen Verbrauchs. Holz ist ein gefragtes, vor allem ökologisches Baumaterial. Es wird außerdem für Verpackungsmaterial und auch in der Textilindustrie eingesetzt. Gleichzeitig fällt sanktionsbedingt mit Russland ein wichtiger Lieferant weg. Das verleiht den Holzpreisen zusätzlichen Auftrieb.

Bewährter Wertspeicher

Langfristig ist Wald ein bewährter Wertspeicher mit Inflationsausgleich. Bäume wachsen unabhängig von Konjunkturzyklen, sind resilient in Rezessionen, und ihre Eigentümer können bei ungünstigen Nutzholzpreisen mit dem Abholzen warten. Darüber hinaus hilft ein Investment in Wald aktiv, Kohlenstoff netto zu absorbieren. Wenn im nächsten Jahr die Unternehmen aufgefordert sind, detaillierter über ihre Wirkung auf das Klima zu berichten, könnte das der Nachfrage nach Anlagen zur messbaren CO2-Senkung einen dynamischen Schub geben. Selbst wenn man diesen Aspekt außer Acht lässt, sollten Anleger sich ernsthaft mit den Beteiligungsmöglichkeiten an internationalen Waldflächen auseinandersetzen. Das gegenwärtige Marktumfeld erfüllt wesentliche Voraussetzungen, um Wald- und Forstanlagen zu einem Megatrend zu entwickeln.

Signifikant besseres Sharpe Ratio
Waldbesitz*S&P 500
Anlageerträge (%)8,5610,56
Standard­abweichung (%)          8,78      17,23
Sharpe Ratio0,71 0,48
*) NCREIF Timberland Property Index Quelle: Evli Fund Management Börsen-Zeitung