BITCOIN

Wale im kleinen Teich

Nach dem Einbruch der Kurse populärer Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Ripple am Donnerstag streiten Kritiker und Befürworter der Cyberdevisen um Deutungshoheit. Wer dem Kryptomarkt aufgrund der extremen Volatilität ohnehin skeptisch...

Wale im kleinen Teich

Nach dem Einbruch der Kurse populärer Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Ripple am Donnerstag streiten Kritiker und Befürworter der Cyberdevisen um Deutungshoheit. Wer dem Kryptomarkt aufgrund der extremen Volatilität ohnehin skeptisch gegenübersteht, dürfte sich nach dem Bitcoin-Rücksetzer um zeitweise über 13 % momentan in seiner Furcht vor einer ähnlichen Situation wie im Jahr 2017 bestätigt sehen. Damals war die nach Marktkapitalisierung größte Digitalwährung kurzzeitig auf ein Rekordhoch von über 20 000 Dollar geklettert, bevor die Blase platzte und der Kurs innerhalb von weniger als drei Monaten auf knapp 6 900 Dollar absackte.Beim nun erfolgten Kurssturz sprechen Befürworter von einer Korrektur, die dem überhitzten Markt guttue. Dies untermauert, dass für Kryptowährungen andere Regeln gelten als für traditionelle Assetklassen. Wäre der Goldpreis, mit dem der Bitcoin-Kurs so gern verglichen wird, nach seinem Anfang August erreichten Rekordstand von über 2 000 Dollar innerhalb eines Tages bis unter die Marke von 1 800 Dollar abgerutscht, wären Thesen von einer wohltuenden Beruhigung bei den meisten Marktteilnehmern wohl auf Unverständnis gestoßen.Natürlich ist die Bitcoin-Rally seit Anfang November äußerst steil verlaufen. So hatten Erwartungen einer nachhaltigen Dollar-Abwertung und einer steigenden Fragilität des Finanzsystems infolge der ultraexpansiven Geldpolitik der Fed sowie ein stärkeres Engagement institutioneller Investoren die Kurse beflügelt. Neben der Theorie von folgerichtigen Gewinnmitnahmen kommen für den jüngsten Kursrückschlag aber weitere Erklärfaktoren in Frage. Dazu zählt auch die Furcht vor einer strengeren Regulierung in den USA. So hatten Gerüchte die Runde gemacht, laut denen die scheidende Regierung die Anonymität von Wallet-Haltern unterminieren will – diese stellt aber ein Kernelement des Kryptohandels dar.Fakt ist, dass die Suche nach Ursachen für Kursausschläge bei Bitcoin den Betrachter aufgrund der illiquiden Struktur des Marktes häufig ratlos zurücklässt. Denn heftige Rücksetzer können immer auch ohne tiefer gehenden Grund ausgelöst werden, schließlich ist ein gewaltiger Teil der verfügbaren Bitcoin-Einheiten auf nur wenige Wallet-Adressen verteilt. Sie sind die Wale im kleinen Teich, die selbst mit isolierten Transaktionen Schwingungen durch den Markt senden. An diesem strukturellen Problem wird sich so schnell nichts ändern – und damit bleibt auch die vielzitierte Volatilität im Segment ungebrochen.