KommentarZahlungsverkehr

Die European Payment Initiative nimmt Gestalt an

Im zweiten Anlauf klappt es nun bei der European Payment Initiative (EPI). Endes des Jahres startet eine Pilotierung, dann werden schrittweise Funktionalitäten aufgespielt.

Die European Payment Initiative nimmt Gestalt an

Zahlungsverkehr

EPI-Bezahlsystem nimmt Gestalt an

Von Björn Godenrath

Alles eine Nummer kleiner als gedacht, aber EPI startet nun als Wallet den operativen Betrieb.

Vor drei Jahren war die European Payment Initiative (EPI) von gut 30 Banken und Zahlungsdienstleistern gegründet worden, um ein einheitliches europaweites Bezahlsystem aufzubauen. Angestachelt von der Marktmacht der US-Kreditkartenkonzerne plus ApplePay und Ebay ist dies vom Anbeginn auch ein politisches Projekt gewesen, das den Zahlungsverkehr als Teil eines harmonisierten Europa betrachtet und das flankiert wird, um via Privatwirtschaft geostrategischen Zwecken zu dienen. Denn Zahlungsverkehr stellt eine systemrelevante Komponente dar.

Und auch wenn der Prozess der EPI-Gründung äußerst zäh verlief und heute nur noch gut die Hälfte der anfangs 31 Mitglieder dabei ist und man inzwischen von dem Plan eines EU-weiten Kartensystems Abstand genommen hat, so stellt die nun festgezurrte Roadmap doch einen Erfolg dar. Denn die Wallet-Lösung geht Ende dieses Jahres in eine erste Pilotphase mit Deutschland und Frankreich als Versuchskaninchen plus Benelux ab Anfang 2024. Für diesen Markt ist man mit den zwei Akquisitionen Payconiq und iDeal bereits gut vertreten, so dass dort vom Start weg eine gute Marktdurchdringung möglich sein sollte. Zudem konnte EPI mit Rabobank und ABN Amro am Dienstag zwei weitere Mitglieder begrüßen, die sich in den Niederlanden zur ING gesellen.

Grundlage zum Aufbau der „Innovationsplattform des europäischen Zahlungsverkehr-Ökosystems“ ist die Instant-Payment-Infrastruktur, wie sie die Retail Payments Strategy der Europäischen Kommission und der EZB vorsieht. Diese stellt das Bankkonto in den Mittelpunkt, geht es doch letztlich immer um Kontenliquidität, wenn in Europa eine Transaktion ausgeführt wird. Und EPI ist sozusagen der verlängerte Arm, der das Konto über die verknüpfte Wallet in das App-Ökosystem führt. Die Roadmap sieht dann vor, dass auf der Plattform und damit in der App alles integriert ist, von Zahlungen im stationären Handel bis hin zu „Buy Now, Pay Later“.

Das erfordert beträchtliche Investitionen – für Payconiq und iDeal wurden rund 70 Mill. Euro mobilisiert – und schnell gehen muss es auch mit der Reichweite. Wobei nicht mehr die Ambition besteht, die US-Kreditkarten obsolet zu machen, man will nur noch eine relevante Alternative im bestehenden Zahlungsmix darstellen. Mit den in der (dann reichweitenstarken) Wallet integrierten nationalen Karten sollte aber die Konkurrenzfähigkeit wachsen. Die Girocard dürfte damit die gewünschte grenzüberschreitende Komponente erhalten. Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz sprach am Dienstag von einer Ergänzung des Girocard-Systems.