Luka Mucic

„Darauf würde SAP sich nicht einlassen.“

CFO Luka Mucic erklärt, unter welchen Bedingungen SAP sich von Qualtrics trennen würde, welchen Einfluss der Rückzug aus Russland auf das Geschäft hatte und was das Restrukturierungsprogramm ausmacht.

„Darauf würde SAP sich nicht einlassen.“

SAP hat gerade die US-Marktforschungstochter Qualtrics ins Schaufenster gestellt, wie würde sich ein Verkauf auf die Planung auswirken?

Natürlich würde der Umsatzbeitrag von Qualtrics zum Cloud-Umsatz entfallen. Im Gegenzug würde ein Verkauf einen einmaligen deutlich positiven Ergebnisbeitrag liefern – oder anders ausgedrückt: Auf eine Transaktion, die keinen deutlich positiven Ergebnisbeitrag liefert, würde SAP sich nicht einlassen.

Für das Geschäftsjahr 2022 ist SAP beim Free Cashflow bei 4,35 Mrd. Euro rausgekommen, geplant waren rund 4,5 Mrd. Euro. Bei den übrigen Zielen kam SAP zumeist am unteren Ende der Spanne heraus – sind Sie damit zufrieden?

Mit Blick auf das wirtschaftliche Umfeld, das ja wirklich schwierig war: Ja. Bei den Cloudumsätzen haben wir in etwa die Mitte der Prognose getroffen, bei den Cloud- und Softwareumsätzen das untere Ende der Spanne. Die Erklärung liegt im Ausstieg aus dem Russland-Geschäft. Dadurch sind 61 Mill. Euro aus dem Cloud Backlog abgeflossen, außerdem haben wir vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine vergleichsweise hohe Wartungsumsätze im On-Premise-Geschäft in Russland erzielt. Da entgehen uns auch etwa 291 Mill. Euro an Betriebsergebnis. Rechnet man diese Erlöse gedanklich hinzu, hätten wir vermutlich auch unsere ursprüngliche Prognose beim Betriebsergebnis von 7,8 Mrd. Euro bis 8,25 Mrd. Euro erreicht. Ich bin zufrieden, dass wir die im Oktober auf 7,6 bis 7,9 Mrd. Euro abgesenkte Prognose getroffen haben.

Sie haben angekündigt, rund 3000 Stellen streichen zu wollen, wo wird der Fokus liegen?

Es geht explizit nicht um eine breit angelegte Restrukturierung, wie wir sie 2019 durchgeführt haben, sondern vielmehr um eine Fokussierung. Im Bereich Customer-Experience-Lösungen wird die Konzentration auf bestimmten Branchen liegen. Hier wollen wir uns künftig stärker auf diejenigen Branchen und Industrien fokussieren, in denen wir bereits eine starke Marktposition haben, etwa den Bereich Consumer Products. Am Ende werden wir uns im Bereich Customer Experience auf eine Handvoll Branchen beschränken. Wir werden auch schauen, wo wir Prozesse straffen und Dopplungen bereinigen können, etwa in Marketing und Vertrieb.

Wie wirkt sich das finanziell aus?

Zunächst einmal werden wir im ersten Quartal den Großteil der Restrukturierungskosten verbuchen, auf Basis der aktuellen Schätzung sind dies etwa 250 bis 300 Mill. Euro, etwa für Abfindungen. Zum Vergleich: 2019 lagen die Belastungen bei mehr als 1 Mrd. Euro. Die Kosteneinsparungen durch die Restrukturierung werden in diesem Jahr nur moderat sein, 2024 dürften es dann aber schon 300 bis 350 Mill. Euro an Einsparungen sein.

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