Zahlungsverkehr

Den Kreditkarten­konzernen einen Tritt verpasst

Die Banken haben sich bislang nicht sonderlich ins Zeug gelegt, um Instant Payment in den Markt zu bringen. Jetzt müssen sie, weil die EU-Kommission das so vorschreibt.

Den Kreditkarten­konzernen einen Tritt verpasst

Mit dem nun publik gewordenen Vorschlag der EU-Kommission zur Förderung der Instant-Payment-Infrastruktur hat Finanzmarktkommissarin Mairead McGuiness ihren Ankündigungen Taten folgen lassen – und damit den Kreditkartenkonzernen einen Tritt verpasst. Denn die Option zur sofortigen Zahlung wird für alle Payment Service Provider (PSP) verpflichtend, womit die Transaktionen über die Instant-Payment-Infrastruktur (TIPS) gelotst wird. Experten gehen davon aus, dass damit in erster Linie weniger über Kreditkarten geht, womit dann zwar Interchange-Einbußen für Banken und andere PSPs verbunden sind. Aber es ist besser, sich selbst zu wandeln, als von der Konkurrenz dazu gezwungen zu werden.

Visa und Mastercard könnten fast obsolet werden, wenn sich der „Sepa Instant Credit Transfer“ als Standard durchsetzt. Dass die Finanzmarktkommissarin dabei aber mit einem Gesetz nachhelfen muss, dokumentiert die bislang mangelnde Marktakzeptanz von Instant Payment (IP). Schlappe 11% Marktvolumen stehen zu Buche. Die meisten Banken haben sich nicht sonderlich ins Zeug gelegt und nur zögerlich in IP-Dienste investiert. Denn die Margen sind dünn, das Basismodell im Massengeschäft dürfte der Sepa-Preis werden. Interessant wird es erst mit Mehrwertdiensten wie Request-to-Pay, wo man Pakete für Firmenkunden schnürt. In solche Plattformen muss investiert werden.

Für die EU-Kommission ist Instant Payment ein Baustein für die Harmonisierung des Zahlungsverkehrs, zudem erhöht sich die Kontrolle über ein Stück kritische Infrastruktur. Und mit dem Verdrängen der Systeme von Visa und Mastercard bräuchte es jetzt ein eigenes europäisches Kreditkartensystem, wie es mit der European Payments Initiative (EPI) geplant war. Derzeit wird noch eine Schmalspurversion mit einer Wallet als zen­tra­les Produkt versucht. Sparkassen und Deutsche Bank sind weiter dabei, wollen aber bis Ende Oktober wissen, ob das Projekt wirklich aufgesetzt werden kann. Vor dem Hintergrund, dass an Instant Payment nun kaum noch ein Weg vorbeiführt und man den Kreditkartenkonzernen Umsatz streitig machen kann, sollten sich alle noch mal zusammenraufen – Signale für diese Bereitschaft gibt es schon.

Übrigens macht J.P. Morgan in den USA schon vor, wie es geht: Für das Händlergeschäft wurde ein Instant-Payment-Äquivalent (via Fed Now) aufgesetzt, bei dem man alles über eigene Konten zieht und dafür auf die in den USA noch üppigeren Interchange-Gebühren des Kreditkartengeschäfts verzichtet. Das darf man sich ruhig zum Vorbild nehmen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

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