Direktbanken

Die leere Formel der DKB

Das Ziel von 8 Millionen Kunden am Ende des Jahres 2024 gibt die DKB auf. Ohne Zukäufe ist es nicht zu schaffen. Die neue Vorgabe „profitables Wachstum“ ist eine Selbstverständlichkeit.

Die leere Formel der DKB

Es ist ein Rückzug in Raten: Zunächst relativierte der Vorstand der DKB das Wachstumsziel und degradierte es zur nicht allein entscheidenden Vorgabe für seine Strategie. Jetzt ist die Zahl von 8 Millionen Kunden am Ende des Jahres 2024 nur noch eine visionäre Marke. „Profitables Wachstum“ lautet die neue Zauberformel – wie für viele Banken und auch Industrieunternehmen. Sprachlich ungenau, geht es dabei nicht darum, das Geschäft ohne Anlaufverluste auszubauen, sondern darum, zu wachsen und gleichzeitig die Profitabilität mindestens stabil zu halten, am besten zu steigern.

Ein solches Ziel versteht sich in einer Marktwirtschaft allerdings von selbst. Ohnehin verfolgt die DKB schon ein Ertragsziel für 2024: eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von 10 %. Davon ist sie mit 5,4 % im ersten Halbjahr 2022 noch weit entfernt. Der Rückzug auf die Formel „profitables Wachstum“ ist deshalb eher als Eingeständnis und Erkenntnis der DKB und ihres Mutterkonzerns BayernLB zu interpretieren, dass die 8 Millionen Kunden bis Ende 2024 nicht zu erreichen sind. Allenfalls mit dem Zukauf einer mittelgroßen Direktbank erscheint dies möglich. Aus eigener Kraft wird es die DKB auf der Basis des bisherigen Wachstums nicht schaffen. Da ist, wenn es sehr gut läuft, wohl nur ein Anstieg von derzeit mehr als 5,3 Millionen auf etwa 6,5 Millionen Kunden drin. Die Skaleneffekte fallen deshalb geringer als erwartet aus. Das geht zu Lasten der Profitabilität.

Während die DKB ihr Kundenziel aufgibt, hat die ING, der Marktführer der Direktbanken in Deutschland, ihre angestrebte Marke von 10 Millionen wiederbelebt. Jetzt wird sie für 2025 angepeilt, aktuell sind es rund 9,1 Millionen Kunden. Da nach der Zinswende mit Einlagen wieder Geld zu verdienen ist, lohnt sich ein verstärktes Engagement für die Akquise von Kunden. Mit einem Tagesgeldzins von 2 % für vier Monate kehrt ING gerade in die Offensive zurück. Das facht den Wettbewerb an, nachdem die Dürreperiode mit Negativzinsen vorbei ist.

Auch der ING geht es um einen hohen Durchschnittsumsatz und Ergebnisbeitrag der Kunden. Qualitatives Wachstum als vorrangiges Ziel ruft die Deutschland-Tochter der niederländischen Bank schon seit 2020 aus. Die ING will nicht nur Station für ein Giro- und Tagesgeldkonto sein, sondern auch Hausbank mit zusätzlichen Angeboten wie Baufinanzierungen. Die DKB folgt mit ihrer neuen Zielformulierung dem Marktführer. Denn es hat sich herausgestellt: Innerhalb von gut fünf Jahren fast eine Verdoppelung der Kundenzahl anzustreben, war überambitioniert für eine Landesbank, die auf eine Direktbank als stabile Ertragssäule zählt.

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