Knorr-Bremse

Ein Vorstandschef für die Lücke

Frank Weber ist Finanzvorstand von Knorr-Bremse. Seit März und bis Ende dieses Jahres ist er auch Vorstandssprecher. Verlässlichkeit gegenüber den Kunden ist ihm derzeit besonders wichtig.

Ein Vorstandschef für die Lücke

Von Joachim Herr, München

Zum dritten Mal in diesem Jahr präsentierte Frank Weber die Quartalsergebnisse von Knorr-Bremse – als Vorstandssprecher. Ob er es am Donnerstag zum letzten Mal in dieser Funktion getan hat? Vorsicht mit Prognosen übers Führungspersonal ist im Fall des Münchner Unternehmens angeraten. Schließlich hat der Weltmarktführer für Bremsen in Schienen- und Nutzfahrzeugen innerhalb von nur drei Jahren nacheinander drei Männer an der Vorstandsspitze erlebt.

Seit dem plötzlichen Abgang von Jan Mrosik im März dieses Jahres ist der 53 Jahre alte Weber Finanzvorstand und – um die Lücke zu schließen – vorübergehend Vorstandssprecher. Der frühere Daimler-Manager war im Juli 2020 als Finanzchef zu Knorr-Bremse gewechselt. Das ist noch nicht einmal zweieinhalb Jahre her und schon wird Marc Llistosella der dritte Vorstandsvorsitzende sein, mit dem Weber in dem börsennotierten Familienkonzern zusammenarbeitet. Llistosella, ein ehemaliger Manager von Daimler Truck, beginnt am 1. Januar seine neue Aufgabe, wie seit einem Monat bekannt ist.

Llistosella übernimmt die Führung eines Unternehmens, das immer wieder die Robustheit seines Geschäftsmodells unter Beweis stellt – auch am Donnerstag. Die starke Auftragslage gab dem Aktienkurs des MDax-Mitglieds einen kräftigen Schub: Er stieg im Xetra-Handel um 11,9% auf 53,70 Euro. Damit verringerte der Kurs seinen Jahresverlust auf gut 38%. Der Emissionspreis im Oktober vor vier Jahren war mit 80 Euro ebenfalls deutlich höher gewesen.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres steigerte Knorr-Bremse den Auftragseingang um mehr als 17%. Das lag vor allem an der Schienenfahrzeugsparte, die 37% mehr Bestellungen erhielt. Der Konzernumsatz stieg um 3,8% auf 5,2 Mrd. Euro. Auf der Ertragsseite zeigten sich die Folgen höherer Kosten: Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging um 23% auf 543 Mill. Euro zurück, das Nettoergebnis auf 385 (i.V. 496) Mill. Euro.

„Für uns steht eine hohe Lieferfähigkeit und somit die Verlässlichkeit gegenüber unseren Kunden an erster Stelle“, kommentiert Weber den Mittelabfluss. Der freie Cashflow drehte von 297 Mill. Euro auf −229 Mill. Euro. Den Aufbau von Lagerbeständen, um die Lieferfähigkeit zu sichern, bezeichnet Weber als „strategische Investition in gute und nachhaltige Kundenbeziehungen“. Und er ergänzt: „Dies bildet unter anderem die Basis für erfolgreiche Preisverhandlungen.“

Auch dank Verhandlungen mit Lieferanten und Kostenmaßnahmen sei es gelungen, die Ebit-Marge von 10,5% im zweiten Quartal auf 11,3% zu steigern. Verglichen mit den 13,6% im Vorjahreszeitraum ergibt sich allerdings ein deutlicher Rückgang.

Der Diplom-Betriebswirt und Schwabe Weber nimmt nicht nur die Kosten in den Blick: „Als Technologieführer lassen wir keine Abstriche an unseren ehrgeizigen Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu.“ Dass der künftige CEO Llistosella das genauso sieht, ist für Weber klar: „Diesen Kurs setzen wir auch im kommenden Jahr konsequent fort.“

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