Börsengang

Ionos in den Startlöchern für IPO

Der Webhoster Ionos will in der kommenden Woche den Startschuss für das seit längerem geplante Going Public geben und peilt nach einem ersten Investoren-Feedback offenbar eine Bewertung von bis zu 5 Mrd. Euro an.

Ionos in den Startlöchern für IPO

hei Frankfurt

Die United-Internet-Tochter Ionos will in der nächsten Woche den Startschuss für ihren geplanten milliardenschweren Börsengang geben. Wie aus informierten Kreisen zu hören ist, beginnt am Montag die offizielle Vorstellungsrunde bei Investoren hierzulande.

Ionos, die den deutschen Markt im Web-Hosting von kleinen und mittelständischen Unternehmen nach eigenen Angaben mit einem Marktanteil von 51% klar dominiert und auch im DACH-Markt eine starke Stellung hat, zielt dem Vernehmen nach auf eine Bewertung von bis zu 5 Mrd. Euro. Die Mutter, die im Telekommunikationsbereich mit dem finanziellen Kraftakt eines 5G-Netzaufbaus befasst ist, bringt selbst gerade knapp 4 Mrd. Euro auf die Waage. Die Aktie von United Internet stieg am Freitag zeitweise um bis zu 5%, bevor Gewinnmitnahmen einsetzten, die das Papier ins Minus drückten.

Beobachter gehen deshalb davon aus, dass United Internet, die gut drei Viertel der Anteile an Ionos hält, selbst keine Aktien bei dem IPO abgeben wird. Für die Muttergesellschaft gehe es primär darum, Werte im Konzern­ transparent zu machen. Dagegen dürfte der Finanzinvestor Warburg Pincus, dem 24,9% gehören, den Ausstieg einleiten. Mit einer Kapitalerhöhung bei Ionos selbst ist Experten zufolge weniger zu rechnen. Das Unternehmen könne sein künftiges Wachstum gut aus dem Cashflow finanzieren. Von Ankerinvestoren, wie sie insbesondere bei Tech-IPOs in Mode gekommen sind, ist bei Ionos bisher nichts zu hören.

Gunst der Stunde

Als globale Koordinatoren des Börsengangs, der erstmals für 2018 avisiert worden war und immer wieder zurückgestellt wurde, hat United Internet neben der Hausbank Berenberg J.P. Morgan, Deutsche Bank sowie BNP Paribas mandatiert. Da die IPO-Pläne seit langem in der Schublade liegen, nutzen die Banken nun das in den vergangenen Tagen spürbar aufgehellte Börsenumfeld.

Ionos, die 2021 einen Jahresumsatz von 1,1 Mrd. Euro erzielt hat und ein bereinigtes operatives Ergebnis vor Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) von 355 Mill. Euro, zählt rund sechs Millionen Kunden und be­scheinigt sich selbst einen „herausragenden“ Kundenzugang im Mittelstand. Das Unternehmen macht rund 90% seines Geschäfts im Webhosting für diese Zielgruppe und sieht vor allem im Cloud-Geschäft Wachstumschancen. Für 2022 ist ein Um­satz von 1,26 bis 1,3 Mrd. Euro avisiert, wobei die bereinigte Ebitda-Marge auf 25 bis 28 (i.V. 34)% spürbar zurückgehen soll. Dabei spielen ein erhöhter Marketingaufwand so­wie gestiegene Energiekosten eine Rolle, heißt es. Das mittelfristige Margenziel liegt jenseits von 30%. Das künftige Umsatzwachstum soll sich bei 10% bewegen – ein Wert, der für einen europäischen Internet- und Cloud-Player attraktiv sei, heißt es dazu in Investorenkreisen. Stärker zulegen will Ionos im derzeit noch kleinen Cloud-Geschäft, das auf mittlere Sicht jährlich um 20% vorankommen soll.

Die traditionell wenig techaffine Investorengemeinde hierzulande, die sich bei solchen IPOs in der Vergangenheit oft stark zurückgehalten hat, lockt Ionos mit verlässlichen wiederkehrenden Einnahmen aus einem Abo-Modell im Webhosting. In der Branche sind Kundenbindungen von sieben bis acht Jahren der Durchschnitt, wie Experten berichten. Darüber hinaus hat das hochmargige Asset-light-Geschäftsmodell ein hohe Cash Conversion von rund 90%, die Ionos in den vergangenen Jahren kontinuierlich gezeigt hat.

In der Peergroup sehen Beobachter in erster Linie den US-Wettbewerber Godaddy, dessen Eigenkapital an der Nasdaq derzeit mit dem 2,9-fachen Umsatz bewertet ist. Die Marktkapitalisierung liegt bei 11,6 Mrd. Dollar. Godaddy ist die Nummer 2 in Europa hinter Ionos im Webhosting. Zu den Peers zählen außerdem die ebenfalls in den USA notierten Wix und Squarespace. Nicht unmittelbar im Wettbewerb steht Ionos dagegen mit der französischen OVH Cloud, die derzeit 3,5 Mrd. Euro auf die Börsenwaage bringt; seit dem IPO im November 2021 hat die Aktie 17% verloren, damit aber immerhin besser abgeschnitten als der Tech-Sektor insgesamt.

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