Paul Schwaiger

Mit 68 ist noch lange nicht Schluss

In einem Alter, in dem andere längst in Rente sind, hat Paul Schwaiger einen neuen Job: Mit 68 Jahren ist er CEO der neuen Fluggesellschaft Marabu geworden.

Mit 68 ist noch lange nicht Schluss

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Immer mehr Deutsche gehen immer früher in den Ruhestand, Paul Schwaiger nicht. Vielmehr startet der 68-Jährige nun mit einer neuen Airline noch mal durch. Schwaiger ist seit Ende des vergangenen Jahres CEO der Fluggesellschaft Marabu mit Sitz in Estland. Marabu soll ab Sommer 2023 abheben, mit sechs Airbus-A320-Fliegern von Hamburg und München aus zu mehr als 20 Zielen rund ums Mittelmeer. Das Unternehmen gehört wie die deutsche Fluglinie Condor dem Vermögensverwalter Attestor.

Als Luftfahrt-Urgestein Schwaiger im vergangenen September seinen Posten als Director Sales & Marketing bei Condor aufgab, war schon da­mals – anders als mit 68 Jahren vielleicht zu erwarten – keine Rede von Ruhestand, Schwaiger werde sich vielmehr „anderen Aufgaben zuwenden“. Welche das sind, ist nun seit einigen Wochen klar.

Lufthansa sortiert mit 60 aus

Gibt es in anderen Unternehmen, etwa bei der Lufthansa, für das Führungspersonal Altersgrenzen, ist man da bei Attestor/Condor flexibler. Auch Condor-Chef Ralf Teckentrup wäre mit mittlerweile 65 Jahren bei seinem alten Arbeitgeber Lufthansa längst in Rente, dort werden Führungskräfte in der Regel mit 60 Jahren aussortiert. Kein Wunder also, dass gerade ehemalige Manager aus den Lufthansa-Führungsetagen mit über 60 an anderer Stelle wieder auftauchen – siehe beispielsweise auch den früheren Chef von Austrian Airlines, Jaan Albrecht, der nach seiner Karriere im Lufthansa-Konzern noch die saudi-arabische Airline Saudia führte. Auch Schwaiger stand einst im Dienste des deutschen Marktführers, war 15 Jahre lang Chef der auf die Türkei spezialisierten Sunexpress, an der Lufthansa und Turkish Airlines jeweils 50% halten. Nach seinem Abschied dort heuerte er wenig später 2016 mit damals 62 Jahren bei Condor an.

Deren Chef Teckentrup war Ende 2021 ebenfalls noch einmal in die Verlängerung gegangen, sein Vertrag läuft noch bis Ende 2023. Zuletzt war spekuliert worden, dass ein Nachfolger gefunden sei und sich der langjährige Condor-Chef schon im Sommer zurückziehen könnte. Zweifel sind angebracht, und dabei sei auf das Zitat von Insolvenzverwalter Lucas Flöther verwiesen, der Condor während des Schutzschirmverfahrens nach der Pleite der Muttergesellschaft Thomas Cook begleitet hat. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Teckentrup den ganzen Tag Rosen schneidet und Golf spielt. Eine ruhige Kugel schieben ist seine Sache nicht.“ Das gilt sicher auch für Teckentrups Kollegen Schwaiger.

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