Kalidüngermarkt

Preis­korrektur un­wahrscheinlich

Da in absehbarer Zeit weder mit einer spürbaren Angebotsausweitung auf dem Kalidüngermarkt noch mit einem Nachfragerückgang zu rechnen ist, dürften die Preise trotz einer Vervierfachung in den vergangenen zwei Jahren eher weiter anziehen als nachgeben.

Preis­korrektur un­wahrscheinlich

Von Martin Dunzendorfer,

Frankfurt

Der Markt für Kalidünger hat sich in relativ kurzer Zeit von einem Nachfrage- zu einem Angebotsmarkt gewandelt. Als Folge hat sich der Preis für das Standard-Düngemittel Kaliumchlorid in den vergangenen zwei Jahren mehr als vervierfacht. Jahrelang hatte es einen Angebotsüberschuss auf dem Weltmarkt gegeben, weil der erwartete Nachfrageschub auf sich warten ließ. Schließlich reagierten einige Anbieter mit Kapazitätskürzungen oder legten geplante Projekte auf Eis. Der Konjunktureinbruch 2020 infolge der Coronakrise schien ihnen zunächst Recht zu geben, doch die Wirtschaft erholte sich global schneller als erwartet. Seither trifft eine wachsende Nachfrage auf ein gesunkenes Angebot.

Hinzu kommt, dass die Möglichkeiten zur Kapazitätsausweitung in bestehenden Werken laut K+S-Chef Burkhard Lohr in der Regel begrenzt sind. Selbst im kanadischen K+S-Werk Bethune, das von Anfang an auf deutliche Kapazitätserhöhungen ausgerichtet war, dürfte es zehn Jahre dauern, bis die Produktion von derzeit 2,1 Mill. Tonnen auf bis zu 4 Mill. Tonnen erhöht sein wird – bei einem Gesamtmarkt von 76 Mill. Tonnen. Fängt man bei null an, also der Erschließung von Kalivorkommen und der Schaffung notwendiger Infrastruktur, dauert es bis zur ersten verwertbaren Förderung einige Jahre.

Verschärft wird die Lage dadurch, dass zwei große Anbieter auf dem Weltkalimarkt, Uralkali aus Russland und Belaruskali aus Weißrussland, auf der Strafbank sitzen. Belaruskali ist bereits seit Mitte 2021 Ziel von Sanktionen, nachdem im vorigen Mai eine Passagiermaschine der irischen Ryanair kurz vor Verlassen des belarussischen Luftraumes mit Hilfe eine Kampfjets abgefangen und zur Landung gezwungen wurde, um einen im Exil lebenden weißrussischen Oppositionellen festnehmen zu können, der sich an Bord befand. Daraufhin verhängte die EU Sanktionen gegen Belarus, darunter ein Handels- und Transitverbot für bestimmte Kalidüngemittel, dem sich kurze Zeit später die USA, Kanada und Großbritannien mit ähnlichen Maßnahmen anschlossen.

Die im Vergleich zu Belaruskali größere Uralkali steht bislang nicht auf der Liste der russischen Unternehmen, über die die EU Sanktionen wegen der Invasion in der Ukraine verhängt hat. De facto gibt es seit Beginn der Invasion aber keine Neubestellungen mehr und viele Altaufträge wurden storniert.

Da in absehbarer Zeit weder mit einer spürbaren Angebotsausweitung noch mit einem Nachfragerückgang zu rechnen ist, dürften die Preise für Kalidünger eher weiter anziehen als nachgeben.

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