Konjunktur

Umsätze am Bau bleiben schwach

Die Erlöse des Bauhauptgewerbes liegen preisbereinigt weiter klar unter den Vorjahreswerten. Der Gegenwind werde immer stärker, klagt die Bauindustrie. Der Berater EY-Parthenon klingt zuversichtlicher.

Umsätze am Bau bleiben schwach

hek Frankfurt

– Das deutsche Bauhauptgewerbe steckt weiter im Tal. Für das zu Ende gehende Jahr zeichnen sich preisbereinigt herbe Um­satzeinbußen ab. Nach zehn Monaten liegt der Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei 5,3%, teilt das Statistische Bundesamt mit. Im Oktober fiel das Minus mit 9,6 % noch größer aus. „Der Gegenwind wird immer stärker. Insbesondere der Wohnungsbau ist fast zum Erliegen gekommen“, kommentiert der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB). Hier werde ein reales Umsatzminus von 12,1 % im Oktober gemeldet.

Für das Gesamtjahr hat der Verband bisher, bereinigt um die meist kräftigen Preisaufschläge, eine Erlösminderung von 5 % prognostiziert. Dieser Ausblick könne nun obsolet sein, schwant Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller. Eine neue Einschätzung für 2022 und einen Ausblick für 2023 will der HDB im Januar geben. Im Jahr 2021 kam das Bauhauptgewerbe auf 144,8 Mrd. Euro Umsatz.

Den Auftragseingang bezeichnet Müller als ausgesprochen schwach. In den ersten zehn Monaten gaben die Bestellungen laut Statistischem Bundesamt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum preis- und kalenderbereinigt um 7,9 % nach. Für den Oktober zeigt der Jahresvergleich Einbußen von 12,9 %. Im Vergleich zum Vormonat September ergibt sich eine saisonbereinigte Erholung um 7,3 % – laut HDB der einzige Lichtblick. Der Verband wertet dies aber nicht als Turnaround. Denn bei der Ifo-Konjunkturumfrage Mitte Dezember hätten 23 % der befragten Baufirmen über Auftragsmangel geklagt. Nominal, also in effektiven Preisen, kamen im Oktober Aufträge im Wert von 7,7 Mrd. Euro herein.

Viele Unternehmen können laut HDB gestiegene Kosten nicht oder nur zeitverzögert an Auftraggeber weiterreichen. 2023 werde das nicht besser, befürchtet Müller unter Verweis auf die schwache Auftragslage und den starken Wettbewerb.

Stagnation im neuen Jahr

Optimistischer äußert sich EY-Parthenon in einer Prognose für den deutschen Hochbau. Die Strategieberatung stützt sich auf eine Umfrage unter Führungskräften, verfügbare Statistiken und ihr Marktmodel und erwartet trotz Eintrübung im vierten Quartal ein Volumenwachstum von 1 % im Gesamtjahr 2022. Für 2023 stimmt das Branchenupdate jedoch auf eine Stagnation bei knapp 318 Mrd. Euro ein. Dabei federten gut gefüllte Auftragsbücher die gedämpfte Nachfrage zumindest im ersten Quartal noch ab. Für 2024 erwarte die Mehrheit der Befragten dann wieder leichtes Wachstum.

„Die Berichterstattung zur Entwicklung im Bauwesen erscheint uns teilweise übertrieben negativ“, moniert EY-Parthenon. Große Baufirmen berichteten nur von vereinzelten Projektstornierungen. Preissteigerungen hätten die Unternehmen weitestgehend weitergeben und die Margen stabil halten können.

Die Abschwächung 2023 führt EY-Par­thenon auf den privaten Wohnungsneubau zurück, „in den letzten Jahren das Zugpferd“. Nun stehe ein Rückgang um 3 % ins Haus. Die Einbußen seien „nicht erdrutschartig“. Der Renovierungsmarkt sei robust, getrieben von der energetischen Sanierung. Im gewerblichen Wohnungsneubau stabilisierten kommunale Wohnungsgesellschaften die Nachfrage. Im Wirtschaftsbau erwartet EY-Parthenon einen leichten realen Rückgang, der öffentliche Bau bleibe mit leichtem Wachstum stabil.

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