Bayer

Zum Abschied ein wenig Pathos

Bei seiner letzten Bilanzvorlage konnte Bayer-Chef Werner Baumann ein gutes Zahlenwerk präsentieren. Die Prognose lässt allerdings zu wünschen übrig – vielleicht ein Antrittsgeschenk für Bill Anderson.

Zum Abschied ein wenig Pathos

Werner Baumann ist kein zu Gefühlsduselei neigender Manager. Insofern ließ sich der im Mai scheidende Bayer-Chef auch bei der Vorlage seines letzten Geschäftsberichts nicht aus der Reserve locken. Es sei ihm „eine Ehre“, seinem Nachfolger Bill Anderson „einen optimalen Start“ zu ermöglichen und er sei „stolz, diesem Unternehmen 35 Jahre gedient zu haben“ – so viel Pathos immerhin ließ die Choreografie zu.

Ansonsten gab es business as usual, was die Bilanzvorlage betrifft. An dieser Stelle freilich konnte Baumann frohlocken, ist das abgelaufene Geschäftsjahr doch in weiten Teilen glänzend gelaufen. Ein Großteil der für 2024 ausgegebenen Ziele ist 2022 erreicht worden. Damit allerdings ist keine Aussage über die Geschäftsentwicklung in diesem und im darauffolgenden Jahr getroffen. Nimmt man die Prognose beim Wort, ist der gute Lauf, den Bayer operativ in den vergangenen beiden Jahren hinlegte, nämlich vorerst vorbei. Gerade in der Agrarchemie, die allmählich auf den Potenzialpfad zurückgekehrt ist, den sich Bayer und Baumann mit der größten Übernahme der Firmengeschichte versprochen hatten, brechen wieder härtere Zeiten an. Zwar verspricht Spartenchef Rodrigo Santos für 2023 beschleunigtes Wachstum in den Geschäften jenseits der glyphosatbasierten Herbizide. Das Geschäft mit dem Unkrautvernichter hatte Bayer aufgrund der Knappheitssituation jedoch zuletzt einen satten Zusatzertrag gebracht. In diesem Jahr werden sich die Preise wieder normalisieren. Entsprechend bröckelt die Marge, die für 2022 als branchenweit führend apostrophiert wird.

Düsterer sieht es für das Pharmageschäft aus, dessen Wachstum schon 2022 mau ausfiel. Nach einem währungsbereinigten Umsatzplus von 1,1% wird für den laufenden Turnus ein Zuwachs in vergleichbarer Größenordnung vorhergesagt, bei zugleich rückläufiger Marge. Zwar freut sich Bayer zu Recht über die gut gelaufenen Markteinführungen zweier neuer Medikamente. Die 2023 und stärker noch 2024 anstehenden Umsatzausfälle beim Blockbuster Xarelto, bei dem die Patente schrittweise auslaufen, werden die neuen Produkte jedoch längst noch nicht auffangen können. Lichtblick ist die kleinste Sparte Consumer Health. Wenigstens hier soll der eingeschlagene Wachstumspfad fortgesetzt werden. In Summe aber wird das erwartete Wachstum zusammen mit den Einsparungen aus den Kostensenkungsprogrammen nicht ausreichen, um die inflationsgetriebenen Kostensteigerungen sowie die erwarteten Preisrückgänge auszugleichen, so die Ansage. Gut möglich, dass Baumann seinem Nachfolger die Latte bewusst niedrig gelegt hat für den „optimalen Start“.

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