IAB-Studie

Auf den Abschluss kommt es an

Die Entscheidung, welchen Weg ein junger Mensch nach dem Abitur einschlägt, ist eine große. Neue Daten des IAB zeigen nun, dass sie auch den weiteren Einkommensverlauf und gesellschaftlichen Status bestimmt.

Auf den Abschluss kommt es an

Wer ein Studium an einer Universität abgeschlossen hat, hat langfristig Vorteile gegenüber den Absolventen anderer Hochschulen. Das geht aus einer am Dienstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor, die verschiedene Erwerbsverläufe untersucht hat. Demnach finden Absolventen von Hochschulen mit mehr Praxisbezug zwar rascher einen Arbeitsplatz, ab einem Alter von etwa 35 Jahren allerdings klafft die Lohnschere zugunsten der Uni-Absolventen immer weiter auf. Derweil meldete die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung, dass fast vier von zehn Studierenden in Deutschland von Armut bedroht sind.

Während 91% der Absolventen von Fachhochschulen, technischen Hochschulen, Kunsthochschulen oder Verwaltungshochschulen im Alter von 25 Jahren bereits erwerbstätig sind, trifft dies nur auf 86% der Uni-Absolventen zu. Allerdings weisen Letztere im weiteren Erwerbsverlauf nach Daten des Sozio-Oekonomischen Panels höhere Beschäftigungsquoten auf. Zudem haben sie ab 35 Jahren im Mittel ein spürbar höheres Gehalt, während Absolventen anderer Hochschulen auch zu Beginn ihres Erwerbslebens gegenüber Uni-Abgängern keinen Lohnvorteil aufweisen.

Zudem scheiden Absolventen anderer Hochschulen früher aus dem Erwerbsleben aus – insbesondere Männer. Während Personen mit Universitätsabschluss bei Einkommen und Erwerbsstatus im Lauf ihres Erwerbslebens deutliche Zuwächse verbuchen können, ist dies den IAB-Forschern zufolge bei anderen Abschlüssen nur geringfügig der Fall. „Nach Geschlecht betrachtet erfahren insbesondere Absolventinnen von den anderen Hochschulen längerfristig Nachteile bei Einkommen und Erwerbsstatus“, heißt es in dem IAB-Bericht. „Die Studienergebnisse verdeutlichen die hohe Relevanz von Bildungsentscheidungen nach dem Abitur“, resümiert IAB-Experte Alexander Patzina.

Von 2,9 Millionen Studierenden in Deutschland sind derweil 37,9% armutsgefährdet, meldete die Hans-Böckler-Stiftung. In der Gesamtbevölkerung sind 15,8% von Armut bedroht. „Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen es auf erschreckende Weise: Studierende sind in Deutschland überproportional armutsgefährdet“, erklärte Ralf Richter, Leiter der Studienförderung der Hans-Böckler-Stiftung. Immer mehr Abiturienten denken ihm zufolge darüber nach, ob sie überhaupt ein Studium aufnehmen sollen, oder brechen ihr Studium ab. „Dies trifft insbesondere für die jungen Menschen zu, die aus sozial benachteiligten Familien kommen“, so Richter. „Damit verschärft die aktuelle Krise massiv das Problem der mangelnden Chancengleichheit im Bildungssystem.“

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