Geldpolitik

Bank of Japan lässt Anleiherendite freien Lauf

Die japanische Zentralbank bringt einen Eckpfeiler ihrer Geldpolitik ins Wanken: Die Rendite der 10-jährige Staatsanleihe darf künftig über 1% steigen. Allerdings rechnet Gouverneur Kazuo Ueda nicht mit einem baldigen Eintreten dieses Falles.

Bank of Japan lässt Anleiherendite freien Lauf

Bank of Japan lässt
Anleiherendite freien Lauf

Deutliche Anhebung der Inflationsprognosen

mf Tokio

Japans Notenbank zollt der anhaltenden Inflation und dem schwachen Yen erneut Tribut. Laut dem Beschluss vom Dienstag strebt sie zwar weiter eine 10-jährige Rendite der japanischen Staatsanleihen von 0% an und behält dafür ihre Obergrenze von 1% bei, die sie erst Ende Juli festgelegt hatte. Bis dahin lag der Deckel bei 0,5%. Aber nun wird die Marke von 1% als „Referenz“ betrachtet und am Bondmarkt nicht mehr aktiv verteidigt.

De facto bedeutet diese Änderung, dass die Bank of Japan (BoJ) ihre Kontrolle über die Zinskurve aufgibt. Bisher bot die Zentralbank nämlich an, über tägliche Festzinsauktionen unbegrenzt viele Anleihen zu kaufen, um die Rendite unter 1% zu halten. Nun finden Festzinsauktionen nur statt, wenn die BoJ dies „für notwendig erachtet“. Die Rendite soll dann die Marktbedingungen und nicht ein festes Niveau widerspiegeln. Nach dem Beschluss kletterte die 10-jährige Rendite auf das Zehnjahreshoch von 0,95%. Die japanische Währung fiel auf knapp 151 Yen je Dollar.

Bank of Japan kauft weiter große Mengen an Staatsanleihen

„Die langfristigen Renditen können sich von nun an freier bewegen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass die BoJ weiterhin massive Mengen an Staatsanleihen kauft", meinte Toru Suehiro, Chefvolkswirt bei Daiwa Securities. Ökonom Marcel Thieliant von Capital Economics geht nun davon aus, dass die BoJ schon im Januar auf ihren Negativzins verzichtet.

Gouverneur Kazuo Ueda rechnet jedoch nicht mit einem „starken“ Anstieg der 10-jährigen Rendite über 1,0%, selbst wenn sie die ökonomischen Fundamentaldaten besser widerspiegele. „Wir haben nicht erwartet, dass die Rendite so schnell in die Nähe von 1,0% kommt“, gestand der BoJ-Chef. „Der wichtigste Faktor dafür ist, dass die Renditen der US-Staatsanleihen viel schneller gestiegen sind als erwartet.“

Höhere Inflationsprognose

Die Zentralbank korrigierte derweil ihre Prognose für die Preisentwicklung im laufenden Fiskaljahr von 2,5% auf 2,8%, im Fiskaljahr 2024 soll die Inflationsrate ebenfalls 2,8% statt 1,9% erreichen. Die kräftige Korrektur beruht wesentlich auf dem Statistikeffekt aus der Verlängerung der Subventionen für Kraftstoffe bis März 2024.

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