Zentralbanken

BIZ mahnt Noten­banken zur Eile bei Digital-Geld

Die Zentralbank der Zentralbanken BIZ erhöht in der Debatte über die digitale Zu­kunft des Geldes den Druck auf die Notenbanken. „Sie müssen jetzt handeln“, sagt BIZ-Innovationsexperte Benoît Cœuré.

BIZ mahnt Noten­banken zur Eile bei Digital-Geld

ms Frankfurt

Die Zentralbank der Zentralbanken BIZ mahnt die Notenbanken weltweit zur Eile bei der Entwicklung von digitalem Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency, CBDC). „Wir sollten die Ärmel hochkrempeln und unsere Arbeit an den Feinheiten der CBDC-Konzeption beschleunigen“, sagte Benoît Cœuré, der das Innovation Hub der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) leitet und einer Arbeitsgruppe von Zentralbanken vorsitzt, bei einer Finanzkonferenz in Ljubljana. „Es wird Jahre dauern, bis CBDCs eingeführt werden, während Stablecoins und Kryptoassets bereits auf dem Markt sind. Das macht es umso dringlicher, damit anzufangen.“

Mit den Aussagen erhöht die BIZ in der Debatte über die digitale Zu­kunft des Geldes den Druck auf die Notenbanken. Zwar haben sich rund um den Globus viele Zentralbanken dem Thema zunehmend geöffnet und ihre Arbeiten intensiviert. Eine flächendeckende Einführung scheint aber noch in weiter Ferne zu liegen, wie auch eine BIZ-Umfrage aus dem Januar gezeigt hat. Überhaupt ist un­ter Notenbankern teilweise umstritten, wie schnell es vorangehen sollte. Einige befürchten aber bei privaten Digitalwährungen Risiken für die Finanzstabilität und sorgen sich um das staatliche Geldmonopol.

Die BIZ hatte bereits in ihrem Jahresbericht im Juni klar für die Einführung digitalen Zentralbankgeldes plädiert und das als Beginn einer neuen Ära für das globale Geldsystem bezeichnet. Cœuré, der bis Ende 2019 im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB) gesessen hatte, forcierte diese Botschaft nun: Der Zahlungsverkehr und das Finanzsystem stünden vor großen Veränderungen und digitales Zentralbankgeld müsse „ein Teil der Antwort“ sein. „Die Zentralbanken müssen handeln, solange das derzeitige System noch in Kraft ist – und sie müssen jetzt handeln“, so Cœuré.

Entscheidend sei es jetzt, bei den Details von CBDC voranzukommen. In ihrem Jahresbericht hatte die BIZ argumentiert, dass digitales Zentralbankgeld am besten als Teil eines „zweistufigen Systems“ funktioniere, mit einer engen Zusammenarbeit von Zentralbank und Privatsektor. Während die Zentralbank den „Kern des Systems“ betreibe und dessen Sicherheit und Effizienz gewährleisten würde, sollte der Privatsektor, darunter Banken und Anbieter von Zahlungsdiensten, das Innovationspotenzial des Systems zur Erfüllung von Kundenbedürfnissen nutzen.

Mit Blick auf Sorgen, dass digitales Zentralbankgeld Banken vor Probleme stellen könnte, wenn Kundeneinlagen abgezogen werden, sagte Cœuré, dass sich Zentralbanken der Folgen bewusst seien und Banken „als Teil der künftigen CBDC-Systeme“ sehen. Zugleich warnte er vor Illusionen: „Globale Stablecoins, DeFi-Plattformen und große Technologieunternehmen werden die Modelle der Banken unabhängig davon in Frage stellen.“ DeFi steht für dezentralisiertes Finanzwesen.