Klimapolitik

Club of Rome warnt vor sozialen Verwerfungen

Die wachsende soziale Ungleichheit ist eine Gefahr für den effektiven Klimaschutz, schreiben die Experten des Club of Rome. Um politische Destabilisierung und Stagnation im Kampf gegen den Klimawandel zu verhindern, fordern sie höhere Steuern für die Reichsten.

Club of Rome warnt vor sozialen Verwerfungen

sp Berlin

Die wachsende soziale Ungleichheit bedroht nach Einschätzung des Club of Rome den gesellschaftlichen Zusammenhalt und schränkt die Möglichkeiten für einen koordinierten Kampf gegen den Klimawandel ein. Das ist der Tenor des „Survivalguide für unseren Planeten“, den das interdisziplinäre Expertennetzwerk am Dienstag in Berlin vorgestellt hat.

„Unser Wirtschafts- und Finanzsystem ist kaputt und wir erreichen ein gefährliches Maß an Ungleichheit“, sagte Sandrine Dixson-Declève, Co-Präsidentin des Club of Rome. Um eine Situation mit extremer politischer Destabilisierung und gleichzeitiger Stagnation im Umgang mit Herausforderungen wie dem Klimawandel zu verhindern, fordert die gemeinnützige Organisation „fünf außerordentliche Kehrtwenden“, darunter höhere Steuern für die besonders Vermögenden. „Wir werden die Welt nicht retten, wenn nicht die reichsten 10% die Rechnung bezahlen“, erklärte der Ökonom Jorgen Randers, der vor fünfzig Jahren auch schon an der Publikation „Grenzen des Wachstums“ mitgearbeitet hat, mit der der Club of Rome weltweit Schlagzeilen machte.

Es gehe darum, eine Wirtschaft aufzubauen, die innerhalb der planetarischen Grenzen funktioniere, erklärte Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und einer von sechs Autoren des „Survivalguide“. Der Umbau müsse im laufenden Jahrzehnt beginnen. Dazu fordert der Club of Rome Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienz in Höhe von 1 Bill. Dollar pro Jahr. Dafür reiche es aus, 4% des Kapitals in saubere Technologien umzuschichten, erklärte Randers.

Man könne nicht auf den Marktmechanismus vertrauen, sondern müsse auf Subventionen setzen, erklärte der Ökonom und nannte die Förderung der erneuerbaren Energien in Deutschland als gelungenes Beispiel. „Unser Vorschlag ist, dass wir die Reichsten darum bitten, für diese Subventionen zu bezahlen, indem wir die Einkommensteuern für sie um 2 bis 4% erhöhen“, sagte Randers zur Finanzierung. Um die Ungleichheit einzudämmen, sollten zudem die reichen Länder den armen Staaten alle Schulden erlassen.

Werden die nötigen Veränderungen nicht angestoßen, droht nach Einschätzung der Autoren des „Survivalguide“ ein Szenario, in dem sich die Erde bis zum Jahr 2100 um rund 2,5 Grad erwärmen würde. Der Wohlstand würde unter diesen Bedingungen bis Mitte des Jahrhunderts um durchschnittlich 40% gegenüber den 2020er-Jahren sinken. Besonders betroffen wären die ärmsten Länder.

Zu spät und zu wenig

„Wir werden zu spät zu wenig machen und künftige Generationen werden in einer viel weniger attraktiven Welt leben als die Welt, die wir sicherstellen hätten können“, sagte Randers zu den Erfolgsaussichten der im „Survivalguide“ des Club of Rome vorgeschlagenen Maßnahmen auf Grundlage seiner Erfahrungen seit der Veröffentlichung der „Grenzen des Wachstums“. Er hoffe aber darauf, dass er mit seiner Prognose nicht Recht behalten werde.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.