Konjunktur

Einzelhandel steigert Umsatz weniger als erwartet

Im Februar haben die Kassen des deutschen Einzelhandels etwas öfter geklingelt. In den kommenden Monaten dürfte das wieder anders aussehen.

Einzelhandel steigert Umsatz weniger als erwartet

ba Frankfurt

Die deutschen Einzelhändler haben im Februar ihren Umsatz gesteigert. Die Aussichten für die kommenden Monate allerdings sehen trübe aus, auch wenn nun die Corona-Restriktionen komplett fallen. Denn sowohl die gestiegene Unsicherheit wegen des Ukraine-Krieges als auch die rekordhohe Inflation vermiesen den Verbrauchern die Konsumlust.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) meldete ein Umsatzplus von real, also preisbereinigt, 0,3% zum Vormonat. Ökonomen hatten allerdings mit einem Zuwachs von 0,5% gerechnet, nachdem die Erlöse im Januar stagnierten. Nominal, also nicht preisbereinigt, legten die Umsätze im Monatsvergleich um 0,6% zu. Nach dem Umsatzrückgang im Dezember 2021 von real 2,3% „konnte sich der Einzelhandel somit in den ersten Monaten des Jahres 2022 trotz weiterhin geltender 2G-Re­geln erholen“, teilte Destatis am Donnerstag mit.

Dass der Umsatz im Vergleich zu Februar 2021 real um 7,0% und nominal um 11,0% deutlich zulegte, führen die Wiesbadener Statistiker zum einen auf den Teil-Lockdown im Februar 2021 zurück. Zum anderen hätten viele Verbraucher größere Anschaffungen wegen der befristeten Mehrwertsteuersenkung in das Jahr 2020 vorgezogen. Dies habe sich besonders im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln am Jahresanfang 2021 gezeigt. Das Vorkrisenniveau vom Februar 2020 übertraf der Einzelhandelsumsatz real um 4,4%.

Stimmungsumfragen für März geben bereits einen ersten Eindruck der potenziellen wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs. So ist der Ifo-Geschäftsklimaindex für den Handel im März eingebrochen. Während die aktuelle Lage im Vergleich zum Vormonat „nahezu unverändert gut“ eingeschätzt wurde, stürzte der Erwartungsindikator „so stark ab wie nie zuvor“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Auch das GfK-Konsumklima hat sich wegen der steigenden Verunsicherung sowie der Sanktionen gegen Russland stark eingetrübt. „Durch die stark gestiegenen Preise für Gas, Heizöl und Benzin sehen die Verbraucher ihre Kaufkraft dahinschmelzen“, erklärte GfK-Experte Rolf Bürkl. Im März ist der für europäische Vergleichszwecke berechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) auf 7,6% gesprungen. Experten erwarten, dass die Inflation in den kommenden Monaten weiter zulegt.

Das vom Handelsverband Deutschland (HDE) erhobene Konsumbarometer ist im März den vierten Monat in Folge gesunken – wenn auch nur geringfügig. Allerdings endete der Befragungszeitraum am 20. Februar. „Mit Blick auf die wegen der Pandemie und des Krieges in der Ukraine dynamische Situation kann sich jedoch die weitere Entwicklung des Stimmungsbildes schnell verändern“, bereitete der HDE einen weiteren, wohl auch kräftigen Rückgang des Konsumbarometers vor.