Steuereinnahmen

Entwicklungsländer heben Steuerquellen

Fast zehn Jahre läuft das Projekt Steuerprüfer ohne Grenzen bei der OECD. Es hat Entwicklungsländern zusätzliche Millionenbeträge von multinationalen Konzernen für die öffentliche Kasse beschert.

Entwicklungsländer heben Steuerquellen

wf Berlin

Die „Steuerinspektoren ohne Grenzen“ haben für Entwicklungsländer in der vergangenen Dekade rund 1,4 Mrd. Dollar an zusätzlichen Steuereinnahmen hereingeholt und dafür rund 3,9 Mrd. Dollar zusätzliche Besteuerungsgrundlage zur Veranlagung gehoben. Dies gab die OECD, die Gesellschaft für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, mit der Veröffentlichung ihres neuen Berichts „Tax Inspectors Without Boarders“ (TIWB) bekannt.

Mit dem Projekt helfen Experten aus Steuerverwaltungen der Indus­trieländer den Administrationen in Entwicklungsländern, die Besteuerung von multinationalen Unternehmen durchzusetzen. Das Projekt wurde 2012 eingeführt. Den Beamten in Steuerbehörden von Entwicklungsländern fehlt häufig die Expertise, um die Besteuerung von multinationalen Konzernen durchzusetzen. Die Unternehmen sind mit ihren Steuerexperten vielfach besser aufgestellt. Ziel der Initiative ist es, die Entwicklungsländer dabei zu unterstützen, ihre nationalen Einnahmequellen ergiebiger zu machen, indem die Steuersysteme fairer und effektiver werden. Eingesetzt werden ausschließlich erfahrene Experten, darunter Finanzbeamte im Ruhestand.

Übergreifendes Projekt

TIWB ist ein gemeinsames Projekt der OECD zusammen mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP). Per 30. Juni hatten die Finanzbeamten in dem Projekt seit 2012 Prüfprogramme in 47 Ländern und Besteuerungsgebieten abgeschlossen. 43 Programme laufen derzeit. Während der Corona-Pandemie hatten die Steuerprüfer laut Bericht ihre Kollegen in den Entwicklungsländern vorrangig über Online-Kontakt technisch unterstützt, um Kontinuität zu sichern.

TIWB ist mit anderen Partnerorganisationen vernetzt. Dazu gehören das African Tax Administrations Forum (ATAF), die EU-Kommission und die Weltbankgruppe.

Besonders groß war dem Bericht zufolge die Ausbeute der Steuerprüfer in afrikanischen Ländern. Dort konnten die Finanzverwaltungen mit Unterstützung der Beamten aus Industrieländern seit 2012 eine Steuerbasis von kapp 2,8 Mrd. Dollar heben und Steuereinnahmen von fast 990 Mill. Dollar zusätzlich generieren. In Asien zogen die Steuerprüfer zusätzlich rund 530 Mill. Dollar zur Veranlagung heran und spielten daraus fast 290 Mill. Dollar mehr Steuereinnahmen für die jeweiligen Länder ein. In Lateinamerika und der Karibik wurde eine Steuerbasis von 537 Mill. Dollar festgestellt. Dies erbrachte Steuermehreinnahmen von 122 Mill. Dollar. Die Steuerprüfer unterstützten auch die Steuerverwaltungen in Ländern Osteuropas. Dort konnte eine zusätzliche Steuerbasis von 69 Mill. Doller mit Mehreinnahmen von 1,6 Mill. Dollar nutzbar gemacht werden.