US-Geldpolitik

Fed debattiert Tempo des Tapering

Könnte die US-Notenbank bereits ab Anfang 2022 das Tempo, mit dem die monatlichen Anleihekäufe (Tapering) reduziert werden, erhöhen? Zumindest zwei Vorstandsmitglieder könnten sich schon bei der Dezember-Sitzung des Offenmarktausschusses dafür einsetzen.

Fed debattiert Tempo des Tapering

det Washington

US-Präsident Joe Biden hat entschieden, dass der amtierende Fed-Vorsitzende Jerome Powell zusammen mit dem Vorstandsmitglied Lael Brainard als seiner Stellvertreterin künftig die Spitze der US-Notenbank bilden soll. Experten sprechen von einem starken Gespann, das Garant sei für einen vorhersehbaren und transparenten Kurs in der Geldpolitik. Ungeachtet der Stabilität an der Spitze ist eine Diskussion über das Tempo ausgebrochen, mit dem der Offenmarktausschuss (FOMC) seine Anleihekäufe zurückfährt (Tapering).

Mindestens zwei Mitglieder des Direktoriums neigen dazu, das Tapering zu beschleunigen. Nicht zuletzt deswegen, weil die Bilanzsumme der Notenbank seit dem Ausbruch der Pandemie von 4,2 auf 8,7 Bill. Dollar gestiegen ist (siehe Grafik). Das Thema dürfte bei der letzten Sitzung des Lenkungsgremiums im laufenden Jahr, die im Dezember stattfinden wird, für einigen Zündstoff sorgen.

Als er am Montag seine Entscheidung bekannt gab, Powell weitere vier Jahre im Amt zu schenken, betonte Biden, dass dessen konsequentes Handeln nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie den Ausschlag zugunsten des Fed-Chefs gegeben habe. Gemeint sind damit der Nullzins, den das FOMC im März 2020 beschloss, und die monatlichen Käufe von Staatsanleihen sowie hypothekenbesicherten Wertpapieren. Diese betrugen bis November 120 Mrd. Dollar.

Datenorientiert

In diesem Monat begann die Fed schließlich, angesichts des robusten Wirtschaftswachstums und der hohen Inflation die Käufe zu drosseln. Laut Fed wird die US-Wirtschaft dieses Jahr um 5,9% und 2022 um 3,8% wachsen und die Kerninflationsrate sich 2021 bei 3,7% einpendeln. Folglich scheinen Richard Clarida, der bis zu seiner Ablösung durch Brainard die Nummer zwei bleiben wird, und Vorstandsmitglied Christopher Waller der Ansicht zu sein, dass die Notenbank schneller handeln muss.

Für Schlagzeilen sorgte zunächst Clarida. Bei einer virtuellen Wirtschaftskonferenz lehnte er einerseits eine „globale Geldpolitik“ ab, bei der die führenden Notenbanken die Festsetzung ihrer Leitzinssätze koordinieren. In Kreisen der Fed stieß vor allem seine Aussage auf Interesse, wonach angesichts des zunehmenden Preisdrucks und des soliden Wachstums eine Diskussion über eine raschere Reduzierung der Anleihekäufe unausweichlich sein könnte, beginnend mit der kommenden FOMC-Sitzung. „Ich werde bis dahin jedenfalls sehr genau auf die Daten achten“ sagte der stellvertretende Notenbankchef.

Immerhin räumte Clarida ein, dass eine solche Entscheidung streng datenabhängig sei und er sich noch nicht eindeutig dafür ausspreche, denn das sei Sache des Lenkungsausschusses. Deutlicher meldete sich hingegen Waller zu Wort. Auch wenn die Fed die Inflation weiter als temporäre Folge der Pandemie und der daraus resultierenden Versorgungsengpässe ansehe, habe selbst Powell eingeräumt, dass die hohen Preise länger als zunächst angenommen Bestand haben könnten, stellte Waller fest.

Gewichtige Stimmen

Folglich sei es gefährlich, die hohe Inflation herunterzuspielen, sagte der Notenbanker und plädierte daher auch für ein schnelleres Tapering. Derzeit plant die Fed, die Käufe der Staatsanleihen monatlich um 10 Mrd. Dollar und der hypothekenbesicherten Titel um 5 Mrd. Dollar zurückzufahren. „Wenn wir dieses Tempo aber ab Januar verdoppeln, dann wäre das Tapering im April abgeschlossen, was uns mehr Handlungsspielraum geben würde“, sagte der Fed-Gouverneur. Die Worte von zwei Vorstandsmitgliedern wiegen schwerer als die Aussagen von regionalen Fed-Präsidenten. Schon deswegen dürfte sichergestellt sein, dass bereits im Dezember im FOMC eine heftige Diskussion über die Geschwindigkeit beginnen wird, mit der die Bilanzsumme, die sich seit Februar 2020 mehr als verdoppelt hat, allmählich wieder abgebaut werden kann.

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