Studie

Gemischtes Klima-Zeugnis für Zentralbanken

Weltweit wird zunehmend intensiv über die Rolle der Zentralbanken im Kampf gegen den Klimawandel diskutiert. Eine Studie kommt zu einem gemischten Urteil über die erzielten Fortschritte.

Gemischtes Klima-Zeugnis für Zentralbanken

ms Frankfurt

Die Zentralbanken und Aufsichtsbehörden der G20-Staaten haben deutliche Fortschritte bei der Berücksichtigung von Um­weltfaktoren gemacht – sie müssen aber noch viel mehr tun, um ihren Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Zu diesem Fazit kommt die Nichtregierungsorganisation Positive Money in ihrer am Dienstag veröffentlichten, zweiten Green Central Banking Scorecard. Der aktuelle Kampf gegen die vielerorts zu hohe Inflation dürfe nicht zulasten des Kampfes gegen den Klimawandel gehen, da das langfristig die Preisstabilität untergrabe.

Weltweit wird zunehmend intensiv über die Rolle der Zentralbanken im Kampf gegen den Klimawandel diskutiert – und mitunter gestritten. Viele Umweltschützer und andere Vertreter der Zivilgesellschaft erhöhen den Druck, damit die Währungshüter ihre Macht auch für dieses Ziel einsetzen. Unter Notenbankern gibt es geteilte Ansichten – zumindest, wenn es um eine explizit „grüne“ Geldpolitik geht, also etwa eine Bevorzugung grüner Anleihen bei Wertpapierkaufprogrammen.

In ihrem Bericht untersucht Positive Money, eine gemeinnützige Organisation, wie die Zentralbanken der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im Klimaschutz abschneiden – etwa in Bezug auf Forschung, Finanzregulierung und Geldpolitik. Daraus entsteht am Ende eine Rangliste.

Laut dem neuen Bericht haben sich die Zentralbanken und Aufsichtsbehörden seit der ersten Auflage im März 2021 verbessert. Insgesamt erhalten jetzt 17 der 20 Zentralbanken volle Punktzahl im Be­reich von Research & Advocacy – was aus Sicht von Positive Money verdeutlicht, dass sich Zentralbanken der Risiken, die die Klimakrise für Preisstabilität darstellt, bewusst seien. Es mangele jedoch an der Umsetzung entsprechender Maßnahmen. Diese seien „bei weitem nicht wirkungsvoll, ehrgeizig oder rechtzeitig genug, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Preis- und Finanzstabilität wirksam abzumildern“.

Banque de France liegt vorn

Eindringlich wirbt der Bericht dafür, dass die aktuelle Inflationsbekämpfung nicht zulasten der Energiewende gehen dürfe. Im Gegenteil: „Die durch die Preise für fossile Brennstoffe getriebene Inflation hat deutlich gemacht, dass ein Übergang zu erneuerbaren Energien nicht nur notwendig ist, um den Klimawandel abzumildern, sondern auch ein dringendes soziales, wirtschaftliches und sicherheitspolitisches Erfordernis darstellt.“ In dem Zusammenhang warnt der Bericht vor negativen Folgen der Zinserhöhungen. „Eine An­hebung der Zinssätze kann kapitalintensive grüne Investitionen gefährden, während eine verstärkte Kreditvergabe für fossile Brennstoffe langfristige Umweltrisiken birgt.“ Es sei nun „zwingend erforderlich, dass die Zentralbanken ihr Instrumentarium erweitern und mit den Fiskal-, Industrie- und Umweltbehörden zu­sammenarbeiten“.

Angeführt wird das Ranking von der französischen Nationalbank mit einer Gesamtnote von „B−“, gefolgt von jener aus Italien. Die Bundesbank macht einen Satz vom 7. auf den 3. Platz. Laut Positive Money liegt das vor allem an Maßnahmen der EZB.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.