IW Köln-Studie

Höhere Abgaben fressen Steuerentlastung auf

Das neue Jahr bringt Entlastungen bei der Lohn- und Einkommensteuer, aber an anderer Stelle auch höhere Steuern und Abgaben. Vor allem Gering- und Durchschnittsverdienern bleibt ein Minus, hat das IW Köln errechnet.

Höhere Abgaben fressen Steuerentlastung auf

Höhere Abgaben fressen Steuerentlastung auf

IW Köln: Bürger zahlen für die Versäumnisse der Ampel

wf Berlin

Die Steuerzahler werden trotz Ausgleichs für die kalte Progression und anderer Steuerermäßigungen im neuen Jahr stärker belastet. Untere Einkommensgruppen und Durchschnittsverdiener trifft es härter als Menschen mit gutem Salär. Dies hat das arbeitgebernahe Wirtschaftsforschungsinstitut IW Köln errechnet.

Unsachgerechte Haushaltspolitik

„Die Steuerzahler bezahlen für die Versäumnisse der Ampel“, konstatierte Martin Beznoska, Senior Economist für Finanz- und Steuerpolitik, beim IW. Die Versäumnisse der Regierung und die unsachgerechte und verfassungswidrige Haushaltspolitik müssten die Steuerzahler ausbaden. Beznoska kritisierte, dass gerade Alleinerziehende und Familien mit einem geringen Einkommen unter dem Strich am stärksten belastet würden. Das IW forderte das angekündigte Klimageld ein, das die Ampel als Kompensation für den steigenden CO2-Preis vorgesehen hatte. Dies sei wichtig, um auch geringe Einkommen angemessen zu entlasten, erklärte Beznoska. 

Zum 1. Januar 2024 werden die Steuerzahler durch einen höheren Grundfreibetrag und einen erhöhten Höchstbetrag für den steuerlichen Abzug von Unterhaltsleistungen entlastet. Außerdem steigen Kinderfreibeträge und Kindergeld. Überdies ist die Freigrenze beim Solidaritätszuschlag erhöht worden. Den Soli zahlen nur noch Besserverdienende und Unternehmen – und liefern mit rund 10 Mrd. Euro immer noch die Hälfte des ursprünglichen Aufkommens beim Fiskus ab.

Vieles wird teurer

Vieles wird im neuen Jahr aber auch teurer. Vom 1. Januar an steigen die Sozialbeiträge und die CO2-Abgabe, hält das IW fest. Auch die Mehrwertsteuer in der Gastronomie kehrt auf ihr ursprüngliches Niveau von 19% zurück, ebenso die Mehrwertsteuer für Gas. Überdies müsse aufgrund steigender Netzentgelte mehr für Energie bezahlt werden. Der Zuschuss des Bundes zur Stabilisierung der Netzentgelte war in der erneuten Etatberatung 2024 gestrichen worden – nachdem die Verfassungsrichter zur Schuldenbremse geurteilt hatten.

Nach IW-Berechnungen zahlt ein Single mit einem Bruttojahreseinkommen von 50.000 Euro 2024 40 Euro mehr an Steuern und Abgaben. Bei 30.000 Euro Jahreseinkommen liegt die Belastung bei 76 Euro. Steuerzahler mit Jahreseinkommen von 72.000 Euro können sich auf eine Entlastung von 11 Euro einstellen, bei Einkommen von 100.000 Euro sind es 79 Euro. Eine Familie mit zwei Kindern und einem gemeinsamen Bruttojahreseinkommen von 130.000 Euro hat laut IW am Ende des Jahres 262 Euro mehr, eine Familie mit 42.000 Euro Jahreseinkommen 33 Euro weniger. Besonders hart trifft es Alleinerziehende mit einem Kind: Nach den IW-Berechnungen kommt eine alleinerziehende Person mit einem Jahresbruttoeinkommen von weniger als 36.000 Euro auf ein Minus von 144 Euro. Erst bei 72.000 Euro Einkommen sind es 43 Euro mehr.

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