BREXIT

Industrie fürchtet Milliardenschäden

BDI: Harter Brexit kostet Deutschland 0,5 Prozentpunkte BIP - "Rezession in UK" - EU soll strikt Kurs halten

Industrie fürchtet Milliardenschäden

wf Berlin – Die deutsche Industrie warnt angesichts eines nahenden ungeordneten Brexits vor Schäden in Milliardenhöhe. “Wenn es ganz dick kommt, rechnen wir mit einem Rückschlag für die deutsche Wirtschaft in der Größenordnung von mindestens einem halben Prozentpunkt des Bruttoinlandsprodukts”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands BDI, Joachim Lang, vor der Presse in Berlin. Allein in diesem Jahr würde Deutschland demnach rund 17 Mrd. Euro an Wirtschaftskraft verlieren. Für das Vereinigte Königreich geht der BDI von einem noch düstereren Szenario aus: Komme es zu einem harten Ausstieg, rutschte Großbritannien mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine Rezession, zeigte sich Lang überzeugt.An die Adresse Londons appellierte die deutsche Industrie, zu handeln. “Die britische Politik darf Entscheidungen nicht länger vertagen”, sagte Lang. Die Optionen lägen auf dem Tisch. “Es wäre absurd, wenn das Vereinigte Königreich in vier Wochen in einen harten Brexit schlittert, den selbst eine Mehrheit im Parlament in London ablehnt.” Nur Schadensbegrenzung Im weiteren politischen Prozess in London hofft der BDI auf Schadensbegrenzung. Neuverhandlungen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich stehen Lang zufolge nicht mehr auf der Tagesordnung der Unternehmen. “Dafür ist die Zeit jetzt einfach zu knapp.” Die Industrie bereitet sich ihrer politischen Vertretung in Berlin zufolge nur noch auf ein ungeordnetes Ausscheiden des Vereinigten Königreiches vor.Ohne eine mögliche Verschiebung des Austritts, die nun diskutiert wird, scheidet das Vereinigte Königreich am 29. März aus der EU aus. Offen ist derzeit, ob im Unterhaus die nötigen Stimmen für den Austrittsvertrag zusammenkommen. Eine Zustimmung Londons in letzter Minute eröffne lediglich die Chance, die Kosten für Europa zu reduzieren – besonders für das Vereinigte Königreich, betonte Lang. “Sollte die britische Regierung im März keine Mehrheit im Unterhaus finden, ist es an der Zeit, den Austrittsprozess zu stoppen”, verlangte er. Dies sei besser, als in einen ungeordneten Austritt mit massiver wirtschaftlicher Beschädigung zu stolpern.Notfallmaßnahmen auf Seiten der Unternehmen und der Politik könnten die schlimmsten Auswirkungen nur abmildern, ist der BDI überzeugt. “Die Wucht, die ein harter Brexit entfaltet, werden wir trotzdem deutlich spüren”, sagte Lang. Bundesregierung und EU haben die Rückendeckung des BDI, die Einheit der EU-27 zusammenzuhalten. “Die Grundprinzipien und Errungenschaften der europäischen Integration sind zu wertvoll, als sie zur Disposition zu stellen”, unterstrich Lang.