Sentix-Umfrage

Konjunkturstimmung so gut wie seit Kriegsbeginn nicht mehr

Börsianer bewerten die Euro-Konjunktur so gut wie zuletzt vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Und auch global steigt die Laune. Deutschland allerdings bleibt das Sorgenkind und auch Österreich wird diesmal weniger gut bewertet.

Konjunkturstimmung so gut wie seit Kriegsbeginn nicht mehr

Konjunkturstimmung so gut wie seit Kriegsbeginn nicht mehr

Sentix-Barometer steigt auf höchsten Stand seit Februar 2022

ba Frankfurt

Die Konjunkturzuversicht der Börsianer steigt sukzessive und ist nun wieder ebenso hoch wie zu Beginn des Ukraine-Kriegs. Das Sentix-Konjunkturbarometer kletterte im April um 4,6 auf –5,9 Punkte. Ökonomen hatten mit dem sechsten Anstieg in Folge gerechnet, hatten allerdings nur einen neuen Zählerstand von −8,5 auf dem Zettel. Dabei legte nicht nur das Barometer der aktuellen Lage, sondern auch die Erwartungskomponente zu. Letztere notiert nach dem kräftigen Anstieg um 7,2 auf +5,0 Punkte nun erstmals seit Februar 2022 wieder in positivem Territorium.

„Damit dürfte zumindest die rezessive Periode in der Eurozone zu Ende gehen“, kommentierte Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 1.201 Investoren und institutionellen Anlegern. Insgesamt betrachtet verlaufe die Ende 2022 gestartete konjunkturelle Erholungsphase jedoch vergleichsweise schwach. Gewöhnlich würden die Erwartungswerte deutlich schneller nach einem unteren Wendepunkt in den positiven Bereich steigen.

Ursächlich für die wenig schwungvolle Entwicklung ist laut Hübner weiter die relative Schwäche der deutschen Wirtschaft – das „Sorgenkind der großen Industrienationen“. Dies gelte trotz der deutlich um 10,8 auf −3,5 Punkte verbesserten Erwartungskomponente. Dies ist gleichfalls der beste Wert seit Februar 2022. Der Gesamtindex stieg um 7,4 auf −20,5 Punkte und damit den höchsten Stand seit Juni 2023. International hingegen gewinne der Aufschwung an Breite, hieß es bei Sentix: Mit Ausnahme Österreichs hätten sich in allen Regionen Konjunkturlage und Erwartungswerte verbessert. Das globale Aggregat stieg zum sechsten Mal in Folge.

Dass die US-Konjunktur als sehr robust beurteilt wurde, könnte dazu führen, „dass die Hoffnungen auf Leitzinssenkungen nicht nur in die Zukunft verschoben, sondern gänzlich begraben werden müssen“, hieß es zudem. Neel Kashkari, Chef der regionalen US-Notenbank Minneapolis und derzeit nicht stimmberechtigtes Fed-Mitglied, hatte vergangene Woche gesagt, dass die von den Märkten fest eingeplante Zinssenkung in diesem Jahr womöglich ausfallen könnte, falls die Inflation hoch und das Wachstum robust bleibe.

Die Sentix-Konjunkturumfrage wird von Analysten genau beobachtet, da sie früh im jeweiligen Berichtsmonat erscheint und auf die Entwicklung anderer Indikatoren wie die ZEW-Konjunkturerwartungen oder das Ifo-Geschäftsklima schließen lässt.

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