London will Lohnsubvention senken

Britischer Schatzkanzler stellt Pläne nächste Woche vor - Lockerungen avisiert

London will Lohnsubvention senken

hip London – Der britische Schatzkanzler Rishi Sunak wird in der kommenden Woche Pläne dazu vorstellen, wie die im Zuge der Maßnahmen gegen die Coronakrise betriebene Lohnsubventionierung ab Juli zurückgefahren werden kann. Wie die “Times” berichtet, will er Arbeitnehmer und Firmen angesichts wachsender Sorgen, das Land könnte abhängig von staatlicher Bezuschussung geworden sein, durch Kürzung der Leistungen “entwöhnen”. Auf diese Weise sollen die Arbeitnehmer dazu bewegt werden, die Arbeit wieder aufzunehmen, wenn die Ausgangsbeschränkungen gelockert werden. Eine endgültige Entscheidung ist Medienberichten zufolge aber noch nicht gefallen.Der Staat finanziert in Großbritannien mittlerweile mehr als die Hälfte aller Erwachsenen. Das Coronavirus Job Retention Scheme, das 6,3 Millionen Menschen den Arbeitsplatz sichern soll, schlug im ersten Monat mit 8 Mrd. Pfund zu Buche. Damit nähert es sich dem National Health Service (NHS), dessen monatliche Kosten bei 11 Mrd. Pfund liegen. Bislang zahlt der Staat bis zu einer Obergrenze von 2 500 Pfund pro Kopf und Monat 80 % der Bezüge von Arbeitnehmern, denen wegen der Pandemie die Entlassung droht. Zudem übernimmt er die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber. Bald schon könnten es nur noch 60 % und eine niedrigere Obergrenze sein. Am Sonntag will Premierminister Boris Johnson seine Pläne für eine Rückkehr zur Normalität vorstellen. Medienberichten zufolge soll sie in drei Phasen erfolgen. Zunächst sollen kleine Läden und Firmen, deren Mitarbeiter im Freien tätig sind, wieder öffnen dürfen. In der zweiten Phase können große Einkaufszentren wieder aufmachen. Dann sollen auch mehr Arbeitnehmer zurück in die Betriebe gerufen werden. Freizeiteinrichtungen, Gaststätten und Hotels sind unter den letzten Unternehmen, die wieder an den Start gehen dürfen.Unterdessen erlaubte die British Business Bank weiteren neun Kreditinstituten, darunter die südafrikanische Investec und die Neobank Atom, die Vergabe von staatlich garantierten Darlehen für Mittelständler unter dem Coronavirus Business Interruption Loan Scheme. Damit sind insgesamt mehr als 60 Institute zugelassen. Bis Ende vergangener Woche wurden mehr als 25 000 Darlehen im Umfang von 4,1 Mrd. Pfund ausgereicht.Aus Sicht von David Owen, Europa-Chefvolkswirt bei Jefferies, besteht das Risiko eines weiteren Abschwungs, wenn die staatliche Unterstützung wieder entzogen wird. Anders als in der Finanzkrise wachse allerdings die Geldmenge M4. “So wie die Dinge stehen, ist die Bankenbranche Teil der Lösung, nicht des Problems”, schrieb er in einer aktuellen Einschätzung. Allgemein wird damit gerechnet, dass die Bank of England heute ihre Wachstumsprognosen senken wird. Manche Beobachter halten den Finanzstabilitätsbericht jedoch für wichtiger als Aussagen zu einer möglichen Ausweitung der Anleihenkäufe.