Präsidentschaftswahl in Frankreich

Macrons Herausforderer in Erklärungsnot

Die drei ärgsten Herausforderer von Frankreichs Präsident Macron sind für ihre prorussische Haltung und ihre Bewunderung Putins bekannt. Im Wahlkampfendspurt wird der Ukraine-Krieg für sie zum Problem.

Macrons Herausforderer in Erklärungsnot

wü Paris

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine wirbelt den französischen Präsidentschaftswahlkampf durcheinander. Er bringt die drei Kandidaten, die in den Umfragen auf den Plätzen direkt hinter Amtsinhaber Emmanuel Macron liegen, in Erklärungsnot. Denn sowohl Marine Le Pen vom rechtsextremen Rassemblement National (RN) als auch der für seine Hetzreden bekannte Rechtsextreme Éric Zemmour und Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon waren bis zum 24. Februar für ihre prorussische Haltung bekannt.

Sie bewunderten den russischen Präsidenten neben seiner antiamerikanischen Haltung auch für seinen unverhohlenen antiliberalen, nationalistischen Kurs, sein Eintreten für traditionelle Werte. Le Pen wirbt in ihrer Wahlkampfbroschüre sogar mit einem Foto, das sie mit Putin zeigt, für ihr „internationales Ansehen“, wie die Zeitschrft „Libération“ jetzt enthüllte. „Eine Frau mit Überzeugungen“ lautet die Überschrift des Kapitels, das mit dem Foto von einem Treffen der beiden Politiker 2017 bebildert ist. Damals hatte Putin Le Pen kurz vor den Präsidentschaftswahlen nach Moskau eingeladen. Ein Kredit der First Czech Russian Bank hatte Le Pens Partei zudem 2014 vor dem Bankrott gerettet.

Zemmour wiederum lobte Putin noch kürzlich als Patrioten. „Ich würde von einem französischen Putin träumen, aber es gibt ihn nicht“, sagte der ehemalige Fernsehmoderator, der für einen Austritt Frankreichs aus der Nato plädiert, 2018 der Zeitung „L’Opinion“. 2014 erklärte er auf RTL, es gäbe die Ukraine nicht. „Die Ukraine ist für Russland das, was Afrika für Frankreich ist: Besser als eine ehemalige Kolonie, ein Privatrevier seit mehreren Jahrhunderten.“ Putin sei der letzte Widerstandskämpfer, der dem aus den USA kommenden Wirbelsturm des politisch Korrekten standhalte, der traditionelle Strukturen, Familien, Religionen und Vaterländer zerstöre, lobte er damals. Noch wenige Tage vor der russischen Invasion erklärte Zemmour, er wette, dass Russland die Ukraine nicht angreife.

Linkspopulist Mélenchon fordert ebenfalls den Austritt aus der Nato. Er bezeichnete Russland noch kürzlich als Partner und verteidigte auch die Mobilisierung russischer Truppen an der Grenze zur Ukraine. Dabei folgte er der Argumentation der russischen Regierung. „Wer würde nicht dasselbe mit einem solchen Nachbarn machen, einem Land, das mit einer Macht verbunden ist, die sie ständig bedroht?“, fragte er in einem Interview mit „Le Monde“.

Macron in Umfragen vorn

Sowohl Mélenchon als auch Zemmour und Le Pen verurteilten jetzt den Angriff Russlands auf die Ukraine. Le Pen und Zemmour kritisierten jedoch auch die geplanten Sanktionen, da diese den französischen Interessen und der Kaufkraft der Franzosen schaden würden. Bisher hat der Krieg in der Ukraine noch keine Auswirkungen auf die Wählergunst gehabt. Macron, der eine Kandidatur offiziell immer noch nicht bekannt gegeben hat, kann in der ersten Runde am 10. April auf 27% der Stimmen hoffen, Le Pen auf 18%, Zemmour auf 15% und Mélenchon auf 12,5%. Valérie Pécresse von den konservativen Republikanern ist dagegen auf 11% zurückgefallen.