Einkaufsmanagerindex

Mangelndes Neugeschäft drückt Stimmung

Die Euro-Industrie kommt auch zum Ende des dritten Quartals nicht aus der Rezession heraus. Die Details der Einkaufsmanagerumfrage lassen kaum Besserung erwarten.

Mangelndes Neugeschäft drückt Stimmung

Mangelndes Neugeschäft dämpft Stimmung

Euro-Industrie bleibt im September in der Rezession stecken – Einkaufsmanagerindex zeigt nur für Griechenland Wachstum

Die Euro-Industrie kommt auch zum Ende des dritten Quartals nicht aus der Rezession heraus. Die Details der Einkaufsmanagerumfrage lassen vorerst kaum Besserung erwarten: Das Neugeschäft brach so stark ein wie noch nie, die Unternehmen streichen Stellen und reduzieren die Verkaufspreise kräftig.

ba Frankfurt

Die Industrie im Euroraum bleibt auch zum Ende des dritten Quartals in der Rezession stecken. Die Details der endgültigen Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage lassen auch wenig Aussichten auf baldige Besserung erkennen. Solange die globale Wirtschaft nicht vorankommt, die Inflation hoch und der geldpolitische Kurs der Notenbanken straff bleibt, fehlen weiter die Impulsgeber.

Vorläufiger Wert bestätigt

Im September hat sich die Stimmung der Industrieunternehmen im Euroraum wie bereits vorab gemeldet leicht eingetrübt. So fiel der Einkaufsmanagerindex (PMI) um 0,1 auf 43,4 Punkte. Dies war von Ökonomen auch so erwartet worden. Mit einem Wert unterhalb der neutralen 50-Punkte-Marke signalisiert der PMI weiterhin eine schrumpfende Aktivität des Industriesektors – mittlerweile den fünften Monat in Folge.

Nachdem der PMI im gesamten dritten Quartal im Rezessionsbereich verharrte, zeigte sich Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank (HCOB), „ziemlich sicher, dass sich die Rezession im verarbeitenden Gewerbe in diesem Zeitraum fortgesetzt hat“. Wahrscheinlich werde es erst im neuen Jahr wieder aufwärtsgehen. „Denn es gibt Gründe für die Annahme, dass die Talsohle des schwer einzuschätzenden Lagerhaltungszyklus erreicht ist.“ Laut der Umfrage seien die Lagerbestände seit Anfang des Jahres zurückgegangen. Der entsprechende Index habe sich aber in den vergangenen fünf Monaten um die 45 Punkte herum eingependelt. Dies war der niedrigste Stand während der Konjunkturabschwächungen kurz vor der Coronakrise, aber auch 2012, bevor es wieder aufwärtsging. „Wir sind zwar noch etwas vorsichtig, da wir immer noch einen rapiden Rückgang der Einkaufsmenge erleben“, mahnte de la Rubia. Aber sollten die Lager bald wieder aufgefüllt werden, würde die Produktion Anfang 2024 wieder anspringen.

Erneuter Jobabbau

Einen kräftigen Rückgang verzeichnete S&P aber vor allem beim Neugeschäft: Dies brach im September so stark ein wie selten zuvor seit Umfragebeginn im Jahr 1997. Die Unternehmen waren aber trotz erneut stark gesunkener Einkaufspreise um weitere Einsparungen bemüht und bauten erneut Stellen ab. Zudem wurden die Geschäftsaussichten für die kommenden zwölf Monate so schwach beurteilt wie zuletzt im Juli vergangenen Jahres. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und die Nachfrage anzukurbeln, wurden die Verkaufspreise so kräftig reduziert wie selten zuvor in den zurückliegenden 14 Jahren, hieß es bei S&P weiter.

Nur Griechenland wächst

Unter den von der Umfrage erfassten Ländern stach Griechenland heraus: Mit einem PMI von 50,3 Punkten war es das einzige, das noch Wachstum aufweist. In allen anderen Ländern ging es bergab. Die stärksten Wachstumseinbußen vermeldeten auch diesmal wieder Deutschland und Österreich, gefolgt von den Niederlanden und Frankreich. Dabei verharrten Letztere so tief im rezessiven Bereich wie seit knapp dreieinhalb Jahren nicht mehr. In Italien und Spanien, für die keine Vorabschätzungen bekannt gegeben werden, verlor die Talfahrt im September an Tempo.

Italien ist Schlusslicht

Ein etwas anderes Bild ergibt sich allerdings, wenn man die Dauer des Abschwungs und die monatlichen Produktionszahlen der nationalen Statistik-
ämter berücksichtigt, betonte de la Rubia. In dieser Lesart ist Italien das Schlusslicht, denn „die dortige Industrie befindet sich seit der zweiten Jahreshälfte 2022 in einer Rezession“. Knapp vor Italien liegt Deutschland – dort habe die Rezession im zweiten Quartal 2023 begonnen. Für Frankreich und Spanien wiederum kann de la Rubia noch keine technische Rezession feststellen. „Da wir davon ausgehen, dass das verarbeitende Gewerbe weltweit die Talsohle erreicht hat, könnten diese Länder von einem länger als zwei
Quartale andauernden Abschwung verschont bleiben“, erklärte der HCOB-Chefvolkswirt.

Unter Berücksichtigung der jüngsten PMI-Ergebnisse ergebe sich für Spanien „ein etwas rosigeres Bild für die gesamte Wirtschaft“, sagte de la Rubia: Statt des bislang erwarteten moderaten Einbruchs scheine nun eine Stagnation der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal „das wahrscheinlichste Ergebnis zu sein“. Mit Blick auf die italienische Wirtschaft machte HCOB-Ökonom Tariq Kamal Chaudhry als einzigen Lichtblick den Jobaufbau in den Betrieben aus – wobei dieser eher eine Reaktion auf den akuten Fachkräftemangel sei, und kein Vorbote eines Aufschwungs.

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