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Realo Cem Özdemir Spitzenkandidat der Grünen

wf - Geht es nach der Wirtschaft, hat die Basis von Bündnis 90/Die Grünen klug entschieden. In einer jüngst veröffentlichten Umfrage der Gesellschaft für Wirtschaftsforschung Dr. Doeblin hat es Parteichef Cem Özdemir (51) auf Platz sechs der in...

Realo Cem Özdemir Spitzenkandidat der Grünen

wf – Geht es nach der Wirtschaft, hat die Basis von Bündnis 90/Die Grünen klug entschieden. In einer jüngst veröffentlichten Umfrage der Gesellschaft für Wirtschaftsforschung Dr. Doeblin hat es Parteichef Cem Özdemir (51) auf Platz sechs der in Finanz- und Wirtschaftsthemen kompetenten Politiker geschafft. Rund 16 % in der Bevölkerung und 36 % der Wirtschaftsjournalisten sind von seinen Fähigkeiten überzeugt. Damit rangiert er hinter Wolfgang Schäuble und Angela Merkel (beide CDU), SPD-Chef Sigmar Gabriel, Linken-Führerin Sahra Wagenknecht und dem FDP-Spitzenmann Christian Lindner. Die Grünen-Basis hat Özdemir – wenn auch mit hauchdünnem Vorsprung – zum Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2017 gekürt. Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (47) vom linken Flügel zog mit 75 Stimmen weniger den Kürzeren. Fraktionschef Anton Hofreiter (46) landete abgeschlagen auf Platz 3.Özdemir und die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt (50) bilden nun das für die Grünen übliche weiblich-männliche Führungsduo für die Bundestagswahl. Göring-Eckardt war mangels Mitbewerberinnen bereits gesetzt. Beide stehen für den Realo-Flügel der Partei. Mit beiden ist ein schwarz-grünes Bündnis denkbar, auch wenn die Grünen, wie wohl alle Parteien, ohne Koalitionsaussage in den Wahlkampf ziehen werden. Özdemir nannte als zentrale grüne Themen: Klimawandel, Chancengleichheit, den Kampf für Europa, die erfolgreiche Integration von Zuwanderern, Sicherheit und eine umweltgerechte Modernisierung der Wirtschaft. Die Debatte über die Vermögensteuer dürfte innerhalb der Grünen mit dem neuen Spitzenduo etwas leiser werden.Özdemir bezeichnet sich selbst als anatolischen Schwaben. Geboren ist er in Bad Urach als Kind türkischer Gastarbeiter, die sich Anfang der 1960er Jahre in Deutschland kennenlernten. Er ist ausgebildeter Erzieher und schloss 1994 das Studium der Sozialpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule in Reutlingen ab. In die Partei trat er 1981 ein, war von 1989 bis 1994 im Landesvorstand in Baden-Württemberg und wurde 1994 als erster Abgeordneter türkischer Abstammung in den Bundestag gewählt. Er blieb zwei Legislaturperioden. 2004 bis 2009 war er Abgeordneter im Europäischen Parlament. Als Glück für sein Leben empfindet er, dass die Eltern seiner deutschen Freunde in der Schulzeit nachfragten, wie es um seine Hausaufgaben stand. Dies lässt ihn dafür kämpfen, dass Bildung keine Sache der Herkunft sein darf. “Es kommt nicht darauf an, wo man herkommt, sondern einzig und allein, wohin man will”, ist Özdemir überzeugt.