Weltwirtschaft

Volle Fahrt voraus im Welthandel

Der Welthandel erholt sich deutlich von seinem Coronatief. Einzig die höheren Containerpreise in einigen Branchen sind ein Wermutstropfen.

Volle Fahrt voraus im Welthandel

rec Frankfurt

Ein Jahr nach dem Einbruch infolge des Coronavirus-Ausbruchs in aller Welt läuft der Welthandel auf Hochtouren. Davon zeugt das entsprechende Barometer der Welthandelsorganisation (WTO) für den grenzüberschreitenden Güterverkehr, das vierteljährlich erscheint. Mit 109,7 Punkten signalisiert das Handelsbarometer für das laufende Quartal volle Fahrt voraus – ein Plus von 21,6 Punkten gegenüber dem Vorjahresniveau. Werte über 100 signalisieren Wachstum.

Laut WTO ist der Welthandel auf Kurs, wie Ende März prognostiziert um 8% zum Vorjahr zuzulegen. 2020 belief sich der Rückgang auf 5,3% – weniger, als Ökonomen vor einem Jahr selbst im optimistischsten Szenario für möglich gehalten hatten. Eine 10 vor dem Komma sei im laufenden Jahr möglich, sagte WTO-Chefin Ngozi Okonjo-Iweala kürzlich im Handelsausschuss des Europaparlaments. Voraussetzung sei, dass die etwa 50 verbliebenen Verbote und Beschränkungen einiger Länder für den Handel mit Impfstoffen, entsprechenden Vorprodukten und anderen medizinischen Gütern fielen.

Immer deutlicher wird, dass der globale Warenaustausch einen entscheidenden Beitrag zum Aufschwung der Weltwirtschaft leistet und die Konjunktur nicht, wie im Zuge der Weltfinanzkrise, bremst. Insbesondere für die überdurchschnittlich stark vom Außenhandel getriebene deutsche Wirtschaft dürften somit über den Sommer wichtige Impulse von den Weltmärkten ausgehen, zumal die wichtigsten Handelspartner China und USA im Post-Corona-Aufschwung voranpreschen.

Die Ökonomen der WTO heben die Stärke der Containerschifffahrt hervor. Der Handel auf See zeigte sich in der Pandemie anfänglich relativ robust, weshalb das Aufholpotenzial vergleichsweise gering ist. Als umso beeindruckender sei der Indexwert von 106,7 zu bewerten, hieß es. Etwa 90% des weltweiten Warenverkehrs werden auf dem Seeweg abgewickelt. Gleichwohl gab es zuletzt von anderer Stelle Hinweise, dass Unternehmen und Logistiker inzwischen an Kapazitätsgrenzen stoßen. So signalisiert der Kiel Trade Indicator, der auf Echtzeitdaten von Schiffsbewegungen in 500 Häfen und 100 Seeregionen zurückgreift, dass die Dynamik zuletzt leicht nachgelassen hat. Hier schlagen offenbar Engpässe bei Schiffscontainern, die mit höheren Transportpreisen einhergehen, bei bestimmten Produkten und Rohstoffen durch. Im Einklang damit sind die Exporterwartungen deutscher Exporteure leicht zurückgegangen, behaupten sich laut Ifo-Institut aber auf hohem Niveau.

Die WTO hebt hervor, dass sich der Aufschwung über sämtliche Teil­indizes ihres „Goods Trade Baro­meter“ er­streckt: Exportaufträge (114,8 Punkte), Luftfracht (111,1) sowie die Nachfrage nach Elektronikbauteilen (115,2), Automobilkomponenten (105,5) und landwirtschaftlichen Rohstoffen (105,4) sind durchweg im expansiven Bereich.