COP26 nach G20

Von Rom nach Glasgow

Die Staats- und Regierungschefs der G20 haben sich in Rom für das Bekenntnis zu den Pariser Klimazielen gefeiert. Auf der Klimakonferenz in Glasgow müssen sie nun konkrete Zusagen machen, um diese Ziele erreichen zu können.

Von Rom nach Glasgow

Wer sich am Sonntagvormittag in der Nähe des Kongresszentrums La Nuvola in Rom aufhielt und die Ohren aufsperrte, konnte einen Aufschrei der Erleichterung hören. Denn die Chefunterhändler der Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten, die am Schlussdokument für das Gipfeltreffen der größten  Wirtschaftsnationen feilten, hatten sich nach einer Nacht zäher Verhandlungen auf eine Formulierung geeinigt, die das Bekenntnis zu den 2015 in Paris vereinbarten Klimazielen beinhaltet.

Dieser Erfolg wurde nach Angaben von Teilnehmern lautstark gefeiert. Es ist schließlich das erste Mal seit 2016, dass sich die G20 in einem Abschlussdokument wieder dazu bekennen, die globale Erderwärmung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter auf unter 2 Grad Celsius zu begrenzen und möglichst auf nahe 1,5 Grad Celsius eindämmen zu wollen. Zwischenzeitlich hatten sich die USA unter Präsident Donald Trump von diesem Ziel ganz verabschiedet. In den Abschlussdokumenten der G20 war während Trumps Regierungszeit vom Klima nur noch indirekt oder in Fußnoten die Rede. Die Unterhändler bedienten sich ein ums andere Mal des Kniffs, auf Abschlussdokumente aus der Vergangenheit zu verweisen.

In Glasgow, wo am Sonntag der Weltklimagipfel startete, während sich die Staats- und Regierungschefs in Rom noch für ihr Bekenntnis zu den Pariser Klimazielen feierten, sorgte das Ergebnis des G20-Gipfels nicht für einen Aufschrei der Erleichterung. UN-Generalsekretär Antonio Guterres sah sich von den G20 vielmehr in seinen Hoffnungen „enttäuscht“, auch wenn er sie noch „nicht beerdigt“ sehen wollte. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die nach dem G20-Treffen in Rom noch von einem „guten Signal“ für die Klimakonferenz gesprochen hatte, räumte bei ihrer Rede in Glasgow ebenfalls ein, dass die Weltgemeinschaft beim Klimaschutz noch nicht dort sei, wo sie hinmüsse.

Für die einzige positive Nachricht zum Auftakt der Klimakonferenz sorgte ausgerechnet der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro, der über seinen Umweltminister Joaquim Alvaro Pereira Leite in Glasgow ausrichten ließ, dass sein Land die Treibhausgasemissionen bis 2030 halbieren werde. Bislang lag das Reduktionsziel bei 43%. Bolsonaro selbst zog einem Besuch der Klimakonferenz am Montag indessen den Besuch eines Dorfes in Norditalien vor, aus dem seine Vorfahren einst nach Südamerika auswanderten. Bolsonaro ist nicht der einzige Staatschef, der um Glasgow einen weiten Bogen macht. Auch der chinesische Staatspräsident Xi Jinping und der russische Präsident Wladimir Putin stehen auf der Liste der prominenten Absenzen. Sie hatten auch den G20 nicht persönlich ihre Aufwartung gemacht.

Der Klimagipfel hat gerade erst begonnen und doch gibt es schon jetzt Gründe genug, enttäuscht zu sein. So war es auch auf vielen anderen Klimakonferenzen, etwa in Kopenhagen, wo 2009 der 1997 auf der COP3 in Kyoto begonnene Verhandlungsprozess für international bindende Klimaziele zu einem jähen Ende kam. Sechs Jahre später nahm die Weltgemeinschaft in Paris einen neuen Anlauf zu gemeinsamen Klimazielen, die nun auf die Einhaltung freiwilliger Zusagen angewiesen sind. Einen Aufschrei der Erleichterung wird es in Glasgow allerdings nur geben, wenn die Zusagen ausgeweitet werden.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.