Zentralbankgeld

Weidmann mahnt beim Digital-Euro

Bundesbankpräsident Jens Weidmann tritt beim Digital-Euro auf die Euphoriebremse. Er wirbt dafür, vorsichtig vorzugehen und gegebenenfalls Schritt für Schritt bestimmte Eigenschaften hinzuzufügen.

Weidmann mahnt beim Digital-Euro

ms Frankfurt

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat seine Einschätzung untermauert, bei der Einführung eines digitalen Euro vorsichtig vorzugehen und gegebenenfalls Schritt für Schritt bestimmte Eigenschaften hinzuzufügen. „Gerade angesichts der Risiken könnte es sinnvoll sein, beim digitalen Euro schrittweise vorzugehen“, sagte Weidmann am Mittwoch beim Bargeldsymposium der Bundesbank. Er machte zudem klar, dass aus seiner Sicht der Digital-Euro das Bargeld nicht ersetzen werde.

Weidmann mahnt seit längerem zu Umsicht bei der Debatte über digitales Zentralbankgeld. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Oktober eine zweijährige Untersuchungsphase eingeleitet, um die Kerneigenschaften eines Digital-Euro festzulegen. Viele Euro-Notenbanker preschen aber immer wieder mit Aussagen vor, was alles mit dem Digital-Euro möglich sein werde. Die Zentralbank der Zentralbanken BIZ hatte die Notenbanken im September zur Eile bei dem Thema gemahnt (vgl. BZ vom 11. September).

Weidmann plädierte nun erneut für ein schrittweises Vorgehen. „Das heißt, den digitalen Euro zunächst mit einem bestimmten Bündel an Eigenschaften auszustatten, die wichtige Einsatzmöglichkeiten als Zahlungsmittel erlauben. Später könnten weitere Funktionen hinzugefügt werden“, sagte er. Umstritten sind derzeit etwa der Einsatz der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und die Programmierbarkeit des digitalen Euro.

Weidmann, der Ende des Jahres vorzeitig aus seinem Amt scheidet, warb zudem erneut für das Bargeld. Trotz der zunehmenden Digitalisierung werde Bargeld auch in absehbarer Zukunft wichtig bleiben. Zu Recht schätzten viele Menschen diese Form des Geldes sehr: „Und kein anderes Zahlungsmittel wird alle seine Eigenschaften nachbilden können. Auch nicht der digitale Euro“, betonte Weidmann. Er verwies darauf, dass Bargeld selbst unter Corona-Bedingungen das am häufigsten verwendete Zahlungsmittel für alltägliche Ausgaben war.

EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta hatte am Dienstag gesagt, ein digitaler Euro werde wahrscheinlich gesetzliches Zahlungsmittel in der Eurozone werden, wenn die EZB mit der Einführung der neuen Geldform fortfahre. „Es ist ein wahrscheinliches Ergebnis – dies wird in den nächsten 24 Monaten geprüft werden“, sagte Panetta.

Weidmann ging in seiner Rede auch auf Sorgen in der Finanzindus­trie ein – vor einem schleichenden Mittelabfluss oder einem abrupten Mittelabfluss im Krisenfall. „Wir müssen sichergehen, dass wir die möglichen Risiken eines digitalen Euro unter Kontrolle halten können“, sagte Weidmann. „Zumindest bis zu einem gewissen Grad wäre der digitale Euro eine Alternative zu Bankeinlagen. Deshalb könnte er die Strukturen im Finanzsystem verändern oder neue Risiken für die Finanzstabilität verursachen.“