Weltwirtschaft

Welthandel wächst kaum noch

Aktuelle Daten von Welthandelsorganisation und Institut für Weltwirtschaft deuten auf Stagnation. Hoffnung macht die Tarifeinigung in den deutsche Nordseehäfen.

Welthandel wächst kaum noch

rec Frankfurt

Der Welthandel stagniert. Jüngste Daten von Welthandelsorganisation (WTO) und Institut für Weltwirtschaft (IfW) deuten darauf hin, dass der Aufschwung nach der Coronakrise im grenzüberschreitenden Güterverkehr zum Erliegen gekommen ist. Ihr am Dienstag aktualisiertes Welthandelsbarometer deute auf Stagnation hin, ließ die WTO wissen. Der globale Handel lasse derzeit eine klare Richtung vermissen, sekundieren die Experten des Kieler IfW.

Den durchwachsenen Eindrücken setzen die Tarifpartner in den norddeutschen Häfen eine positive Entwicklung entgegen: Der Tarifkonflikt um die Entlohnung der Hafenarbeiter ist beigelegt. Damit sind neue Streiks in Hamburg, Bremerhaven und anderen wichtigen Hochseehäfen vom Tisch, die in den vergangenen Wochen immer wieder für zusätzliche Behinderungen in den ohnehin angespannten Lieferketten hiesiger Firmen gesorgt hatten.

Die Bundestarifkommission der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi stimmte am Dienstag einem mit dem Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe erzielten Verhandlungsergebnis zu. Das sagte Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth der Deutschen Presseagentur. Je nach Fachbereich steigen die Löhne rückwirkend zur Jahresmitte zwischen 7,9 und 9,4% und 2023 um weitere 4,4%.

Der hartnäckige Stau von Containerschiffen in der Deutschen Bucht hat sich nach Beobachtungen des IfW bereits deutlich verkleinert. In der Spitze warteten zwei Dutzend Containerschiffe auf Abfertigung in Hamburg oder Bremerhaven, inzwischen zählt IfW-Ökonom Vincent Stamer 17. Für Entwarnung sei es aber zu früh: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass sich der Stau weiter in diesem Tempo zurückbildet.“

Nach Stamers Einschätzung sind einige Schiffe „offenbar in niederländisches Hoheitsgewässer als Wartezone ausgewichen“. Umgerechnet auf die Kapazität wartender Schiffe stecke weiterhin viel Fracht fest. Derzeit stehen allein in der Deutschen Bucht 2% des weltweiten Transportvolumens still, „die wartenden Schiffe haben eine Kapazität von insgesamt 200000 Standardcontainern (TEU)“, berichtet Stamer. Der IfW-Experte analysiert auf Basis von Echtzeitdaten fortlaufend den weltweiten Containerverkehr auf See. Der Transport per Schiff ist für den Welthandel von überragender Bedeutung.

WTO erkennt Stagnation

Laut Analysen der Welthandelsorganisation hat der Welthandel seinen zuletzt abgeschwächten Trend verstetigt. Das Barometer liege allerdings unter der jüngsten Trendlinie für den Warenhandel. Das deute darauf hin, dass der globale Warenhandel im zweiten Quartal des laufenden Jahres weiter zugenommen hat, das Wachstumstempo aber langsamer war als im ersten Quartal und in der zweiten Jahreshälfte wahrscheinlich schwach bleiben wird. Laut WTO seht dies im Einklang mit ihrer aktuellen Wachstumsprognose für den Welthandel von 3% im laufenden Jahr.

Der Ukraine-Krieg und die harte Corona-Politik in China mit wochenlangen Lockdowns in großen Städten dürften erst im zweiten Quartal so richtig auf den Welthandel durchgeschlagen haben. Für das Handelsbarometer fasst die WTO eine Reihe von Indikatoren zu grenzüberschreitenden Warenströmen zusammen. Die Indizes für Luftfracht und elektronische Komponenten neigen derzeit zur Schwäche. Dagegen bessere sich die Lage in der Containerschifffahrt merklich.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.