KommentarChemieindustrie

BASF drückt Alarmknopf

Die Prognosekorrektur der BASF schließt sich an eine Reihe von Hiobsbotschaften aus der Chemiebranche an. Es ist ein Warnsignal an den ganzen Standort.

BASF drückt Alarmknopf

Chemieindustrie

BASF drückt Alarmknopf

Von Sabine Wadewitz

Nach diversen Hiobsbotschaften aus der Chemieindustrie kann die Prognosekorrektur der BASF nicht mehr überraschen. Wettbewerber wie Lanxess, Evonik, Croda und Clariant hatten ihre Ziele für 2023 bereits kassiert, nun folgt der Weltmarktführer. BASF immerhin kann damit punkten, anders als einige Konkurrenten im zweiten Quartal noch die Markterwartungen erfüllt zu haben. Das ist bei einem Ergebniseinbruch um fast 60% in den drei Monaten allerdings ein schwacher Trost, wenngleich das Vorjahresquartal vergleichsweise stark ausgefallen war.

Nach einem schon schwachen Jahresauftakt hatte BASF wie andere Konzerne wenig Hoffnung für die ersten sechs Monate geschürt, im zweiten Semester aber mit einer deutlichen Erholung gerechnet. Diese Erwartung einer Belebung des Geschäfts muss nun korrigiert werden. In Zahlen ausgedrückt ist es ein echtes Drama: Der Konzern rechnet im Jahr mit einem Ergebnisrückgang zwischen 20 und 40%, so dass die Gewinnwarnung noch deutlich heftiger ausfällt als von Analysten erwartet. Gleichwohl zeigen sich die Anleger gelassen. Die Preiskorrektur an der Börse ist bereits gelaufen, zudem dürfte die Prognose konservativ gesetzt sein. Und das BASF-Management geht immerhin davon aus, dass sich die Nachfrage auf globaler Ebene nicht weiter abschwächen wird. Das ist in diesen trüben Zeiten schon als frohe Botschaft zu werten.

Die Marktsituation ist alarmierend. Im ersten Halbjahr war die Chemieproduktion weltweit deutlich rückläufig. Es besteht für BASF die begründete Hoffnung, dass die Lagerbestände der großen Kunden allmählich geräumt sein dürften, so dass sich die Absatzsituation langsam stabilisieren sollte. Allerdings werden die Abnehmer im aktuellen Preis- und Konjunkturumfeld eher auf Sicht fahren und Vorratsaufbau tunlichst vermeiden. Viele Wirtschaftszweige haben schon früher im Jahr angekündigt, die Produktion drosseln zu wollen. Die weltweite Flaute in der Konsumgüternachfrage engt den Preissetzungsspielraum der Chemieanbieter bei weiterhin hohen Energiepreisen deutlich ein, was den Margendruck der Produzenten alles andere als lockert. Verschärft hat sich das Bild durch die jüngsten Konjunkturwarnungen aus China, wo BASF zu den größten Investoren zählt und hart von einer schwächelnden Binnennachfrage getroffen wird.

Die deutsche Chemie steht gegenwärtig mit ihren Gewinnwarnungen im Fokus. Doch es ist kein individuelles Thema. Schlechte Nachrichten aus einer frühzyklischen Branche sind ein Menetekel für den ganzen Standort.

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