Frankfurt

Der Finanzplatz hat ein Herz für Löwen

Wirtschaftlich Existenzkampf, sportlich Aufstiegskampf – der Eishockeyklub Löwen Frankfurt bewegt sich zwischen Extremen. Auch Banken und Beratungsfirmen zeigen mit einer spontanen Hilfsmission, was sie zu bieten haben.

Der Finanzplatz hat ein Herz für Löwen

Es ist eine Überbrückungsfinanzierung der ungewöhnlichen Art – und eine tierisch gute noch dazu: Mehr als ein halbes Dutzend Banken und Beratungsfirmen haben sich auf Initiative von Frankfurt Main Finance zusammengeschlossen, um die Frankfurter Löwen aus einer dramatischen Lage zu retten. Der Ort des Geschehens im Ostend ist aber nicht etwa der Zoo, sondern zwei Kilometer Luftlinie weiter die Eissporthalle am Bornheimer Hang.

Warum die spontane Hilfsmission? Russlands Einmarsch in der Ukraine hat den hiesigen Eishockeyklub gezwungen, sich von seinem Hauptsponsor zu trennen: der Europa-Tochter der zweitgrößten russischen Bank VTB. Über Nacht ist dem Klub der wichtigste Geldgeber weggebrochen – ein Schicksal, wie es in dieser Dimension im deutschen Sport wohl sonst nur dem FC Schalke mit dem Trikotsponsor Gazprom widerfahren ist. Den Verantwortlichen blieb keine Wahl, als die VTB-Schriftzüge kurzerhand von Banden und Trikots zu entfernen und einen Hilferuf abzusetzen: Unsere Zukunftsfähigkeit, ja, der Fortbestand des Frankfurter Profi-Eishockeys steht auf dem Spiel!

Der Schock sitzt umso tiefer, weil er zu einem besonders schmerzlichen Zeitpunkt gekommen ist. Die Löwen sind drauf und dran, sich nach einem zähen Wiederaufbau des einst ruhmreichen und dann tief gefallenen Eishockeystandorts in die Erstklassigkeit zurückzukämpfen. 2004 feierte Frankfurt die deutsche Meisterschaft. Die Erinnerungen an den größten Erfolg der Historie sind nicht nur verblasst, sondern teils sogar verscherbelt: 2010 meldete der Vorgängerklub Frankfurt Lions Insolvenz an, musste seine Lizenz für die Deutsche Eishockey-Liga zurückgeben, stürzte in die sportliche Bedeutungslosigkeit – und schließlich mussten die Nachlassverwalter sogar den Meisterschaftspokal verkaufen.

Insofern rührt der neuerliche, diesmal unverschuldete Existenzkampf an einem tief sitzenden Trauma – dabei ist eigentlich Aufstiegskampf angesagt. Die Löwen sind im Halbfinale der Ausscheidungsrunde, der sogenannten Play-offs, als Meister würden sie aufsteigen. Statt der Heilbronner Falken, gegen die sie gerade vor 4000 Zuschauern den ersten von vier notwendigen Siegen für den Finaleinzug geholt haben, wollen sie künftig wieder die Mannheimer Adler und all die anderen Größen des im Tierreich tief verwurzelten deutschen Eishockeys begrüßen: Eisbären Berlin, Kölner Haie, Grizzlys Wolfsburg und wie sie alle heißen.

Löwenstark ist deshalb, was der Frankfurter Finanzplatz zu bieten hat. Die Community weiß offenbar zu schätzen, was sie an den Löwen hat – oder besser: künftig wieder haben kann. Die Träume sind groß: Seit Jahren drängen die Löwen auf den Bau einer Multifunktionsarena, für die verschiedene Standorte, ein Fassungsvermögen von mehr als 20000 Zuschauern und Investitionen von mehreren hunderttausend Euro im Raum stehen.

Erst mal geht es für die Löwen aber ums wirtschaftliche Überleben. Neuerdings prangt das Logo des Energieunternehmens Techem auf den Trikotärmeln. Es ist ein weiterer kleiner Schritt. Aber der Weg, heißt es, sei noch weit.