Konjunktur mau, Immobiliengeschäft am Boden und Investitionslaune passé. Die Stimmung in Deutschland ist in diesen Tagen alles andere als rosig. Und trotzdem weist die DZ Bank für 2023 mit 3,2 Mrd. Euro vor Steuern das höchste Ergebnis ihrer Geschichte aus. Zur Orientierung: Im Vorjahr hatte der Gewinn bei 2,3 Mrd. Euro gelegen, den bisherigen Rekord erzielte das Institut im Jahr 2021 mit 3,1 Mrd. Euro.

Ob das dicke Ende erst noch kommt? Jahresabschlüsse sind rückwärtsgewandt, vielleicht kommen die Einschläge aus den aktuellen Problemen des Standorts ja auch erst zeitverzögert in der Bilanz an. In Zeiten, in denen eine Krise die nächste zu jagen scheint, ist das nicht auszuschließen. Doch die Entwicklung der Risikovorsorge spricht eine andere Sprache. Nach 304 Mill. Euro im Vorjahr stellt das Institut 362 Mill. Euro für faule Kredite zurück. Das ist ein moderater Anstieg, der nicht davon zeugt, dass das genossenschaftliche Spitzeninstitut in den kommenden Monaten mit einem sprunghaften Anstieg von Kreditausfällen rechnet.

Dagegen spricht auch, dass sich der Vorstand nach langen sieben Jahren dazu durchringt, die "nachhaltige Ergebnisprognose" anzuheben, die ihren genossenschaftlichen Eigentümern Planungssicherheit geben soll. Statt 1,5 bis 2,0 Mrd. Euro vor Steuern stellt die DZ Bank nun für das laufende Jahr und auch für die kommenden Jahre 2,0 bis 2,5 Mrd. Euro in Aussicht.

Co-Vorstandschef Cornelius Riese zeigt sich selbst beinahe ein bisschen verwundert, wie stark die gefühlte Lage und die Zahlen auseinanderklaffen. Ein Phänomen, das in den vergangenen Wochen übrigens auch bei anderen Gelegenheiten zu beobachten war – keineswegs nur im Bankensektor, sondern auch bei der Geschäftsvorlage von Unternehmen der Realwirtschaft.

Riese spricht in diesem Zusammenhang von einer doppelten Entkopplung. Einerseits erweise sich der zunehmend von Fachkräftemangel geprägte Arbeitsmarkt als erstaunlich resilient gegen die Konjunktureintrübung. Andererseits sind aber auch die größtenteils international ausgerichteten Firmenkunden der DZ Bank nicht ausschließlich auf die Binnenkonjunktur angewiesen.

Die Bank und ihre Eigentümer profitieren davon. Letztere dürften die in Aussicht gestellte Dividendenerhöhung auch gut gebrauchen können. Denn das Kreditgeschäft der Volks- und Genossenschaftsbanken ist kleinteiliger und üblicherweise regional begrenzt. Hier dürften sich die Auswirkungen der Konjunkturschwäche unangenehmer bemerkbar machen.