Aktienrückkäufe

Es geht wieder los

Oft wird Aktienrückkäufern Ideenlosigkeit vorgeworfen. Historische Daten zeigen jedoch, dass die Unternehmen an der Börse am besten abschneiden, die ihren freien Cash-flow in eigene Aktien investieren.

Es geht wieder los

Zu Beginn der Pandemie haben viele Konzerne riesige Liquiditätsreserven angelegt, um für den schlimmsten Fall gewappnet zu sein. Allein die Dax-Konzerne horten noch 147 Mrd. Euro. Sie verfügen in Hülle und Fülle über Bargeld und suchen nach Möglichkeiten, es zu verwenden, nachdem sie im Vorjahr die Ausschüttungen gekürzt hatten, um sich für einen stärkeren Abschwung zu wappnen. Gleichzeitig gibt es nicht selten Rekordgewinne, -umsätze und -margen. Durch die niedrigen Zinsen erscheinen sowohl Kassenhaltung als auch vorzeitige Schuldentilgung unattraktiv. Darum fließt das Geld, das glücklicherweise meist nicht für den Notfall gebraucht wurde, in jüngster Zeit wieder häufiger in Aktienrückkäufe – in den USA mit einem Rekordwert von bis dato 870 Mrd. Dollar im Jahr 2021.

Die wieder wachsende Zuversicht spiegelt sich auch in den Dividendenzahlungen. Aktienrückkäufe sind Dividendenzahlungen indes unter steuerlichen Aspekten aus Sicht des Anlegers überlegen. Häufig wird den Aktienrückkäufern unter den Konzernvorständen Ideenlosigkeit vorgeworfen. Historische Daten zeigen nach Angaben der DZ Bank jedoch, dass die Unternehmen an der Börse am besten abschneiden, die ihren freien Cash-flow in eigene Aktien investieren – speziell, wenn sie dafür die Verschuldungsquote nicht erhöhen. Der Rückkauf lohnt sich, wenn die Aktien unterbewertet sind. Sind sie überbewertet, wird zu viel bezahlt und Kapital vernichtet.

Während in den zurückliegenden Jahren in erster Linie US-Konzerne mit Riesenaktienrückkäufen für Schlagzeilen sorgten, kommen nun europäische Unternehmen auf den Geschmack. Jüngste Beispiele sind Novartis mit 15 Mrd. sfr und Adidas mit 4 Mrd. Euro. Der Schweizer Pharmariese schafft damit Klarheit über die Verwendung des Erlöses von 21 Mrd. Dollar aus dem Verkauf der Roche-Beteiligung. Und Adidas-Chef Kasper Rorsted hatte schon im Frühjahr angekündigt, über Dividenden und Aktienrückkäufe bis 2025 bis zu 9 Mrd. Euro aus dem Cashflow auszuschütten.

In Deutschland wurden während der Pandemie 2020 die Aktienrückkäufe praktisch eingestellt. Jetzt geht es wieder los. Durch die Rückkäufe samt Einziehung verringert sich die Zahl der ausstehenden Aktien. Gewinn und Dividende je Aktie legen zu, da sie sich auf weniger ausstehende Aktien verteilen. Die Programme können kurstreibend wirken, weil sie die Nachfrage erhöhen und das Angebot verringern. Bei Novartis ist das gelungen. Doch oft genug verpufft der Rückkauf ohne Kursgewinn – wie jetzt bei Adidas.