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Komplexe Kausalitäten

Heftige Bewegungen hat es beim Yen gegeben. Das könnte auf Interventionen zurückzuführen sein, die seit geraumer Zeit angedroht werden. Offiziell wurde das nicht bestätigt, es ist Feiertag in Japan.

Komplexe Kausalitäten

Komplexe Kausalitäten

Erst kletterte der Dollar zum ersten Mal seit 1990 auf 160 Yen, um dann einige Stunden später binnen weniger Minuten wieder auf 156,50 Yen zu fallen. Eine so kurzfristige starke Schwankung bei einer der wichtigsten Währungen der Welt gibt es am Devisenmarkt nur selten. Die plötzliche Trendumkehr roch nach der Intervention, mit der japanische Finanzbeamte seit Monaten drohen, falls der Yen sich zu schnell bewegt, definiert als über 10 Yen zum Dollar in einem Monat. Der oberste „Währungsbeamte“, Finanzstaatssekretär Masato Kanda, lehnte jedoch eine Stellungnahme ab und nannte die plötzliche Abwertung „exzessiv“ und „spekulativ“. Offensichtlich wollte er den Finanzmarkt im Unklaren lassen.

Gegen eine Intervention spricht, dass die schnelle Bewegung an einem japanischen Feiertag stattfand. Die verringerte Liquidität am Devisenmarkt könnte die Volatilität vergrößert haben. In Japan hieß es, einige Banken hätten im Kundenauftrag größere Dollar-Positionen zu 160 Yen verkauft und dadurch die Gegenbewegung ausgelöst. Auch würde das japanische Finanzministerium vermutlich nicht das Risiko eingehen, unmittelbar vor dem Zinsbeschluss der US-Notenbank am Mittwoch gegen den starken Dollar zu intervenieren. Denn Aussagen der Fed könnten das Währungspaar Dollar/Yen in eine unvorhergesehene Richtung schieben.

Die Kausalitäten sind komplex: Eine anhaltende Abwertung der japanischen Währung treibt die Importpreise von Brennstoffen und Nahrungsmitteln nach oben. Falls dadurch die Inflation zunimmt, was jedoch Monate dauern würde, wird die Notenbank nach eigenen Angaben ihren nächsten Zinsschritt machen, was wiederum den Yen stärken sollte. Andererseits liegt das Niveau der Importpreise derzeit 16% unter dem Hoch von 2022, als es zu zwei Interventionen kam. Der schwache Yen treibt auch die Gewinne der Exporteure und ermöglicht höhere Löhne. Doch sollte es weiter abwärtsgehen, dann muss das Finanzministerium sein Pulver verschießen, egal wie es ausgeht, um nicht seine Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Yen

Von Martin Fritz
BZ+
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