Frankfurt

Neugierige gesucht

Die Bundesbank tourt bis Ende Oktober mit einem zweistöckigen Truck durch 90 Städte und Gemeinden. Unsere Kolumnistin war bei der Premiere in der Frankfurter Innenstadt dabei.

Neugierige gesucht

Der olle Goethe war seiner Zeit weit voraus. Auch wenn er bestimmt nicht geplant hat, seinen Namen und seine Dichtkunst einmal in engem Zusammenhang mit einem riesigen zweistöckigen Lkw zu hören. Es passt aber auch zu gut, wenn die Bundesbank unweit des Geburtsortes von Johann Wolfgang von Goethe im Frankfurter Großen Hirschgraben die „Tour zur Stabilitätskultur“ eröffnet. Denn ganz im Sinne des Goethe zugeschriebenen Spruchs „Wer nicht neugierig ist, der erfährt nichts“ wünscht sich Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz genau diese Neugierde von den Besuchern des Roadshow-Trucks. Neugierde auf die Aufgaben, Tätigkeiten und Positionen der Bundesbank.

Bis Ende Oktober wird die rollende Ausstellung in ganz Deutschland unterwegs sein – von Konstanz bis Sylt, von Aachen bis Görlitz werden 90 Städte und Gemeinden angefahren. Vornehmlich solche, in denen die Bundesbank nicht mit einem Standort vertreten ist. Denn sie will gezielt Menschen ansprechen, die bislang keine der zahlreichen Bildungs- und Kommunikationsangebote der Bundesbank wahrgenommen haben. Daher soll das Ungetüm auch in zentraler Lage halten: in den Innenstädten, Fußgängerzonen und auf den Marktplätzen dieser Republik, kurz: mitten im Getümmel.

Denn neugierig ist auch die Bundesbank. Sie will mit den Menschen ins Gespräch kommen, Fragen rund um den Euro, die Bundesbank als Institution und Arbeitgeber beantworten, ihre Aufgaben im Eurosystem beleuchten, Vertrauen aufbauen und vor allem: Anregungen aufnehmen.

Es bleibt einem auch nichts anderes übrig, als ins Gespräch zu kommen. Denn 40 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind schon recht kuschelig. Zumal in Zeiten von Corona. Der Hinweis auf den obligaten Mund-Nasen-Schutz, Des­infektionsmittelspender, moderne Lüftungsanlage und mehrmals tägliche Desinfektion dürfen auch nach dem halbherzigen Freedom Day hierzulande nicht fehlen. Ebenso der Hinweis auf die Nachhaltigkeit: Selbstredend erfolgt ein CO2-Ausgleich, und die Fahrtroute ist so ausgetüftelt, dass nicht zu viele Kilometer verfahren werden. Zumindest soweit Termine und Standorte bereits feststehen, denn es sollen weitere hinzukommen.

Einen Neugierigen hat Bundesbank-Vorstand Balz zur Eröffnung des Roadshow-Trucks gleich selbst mitgebracht: den obersten Kassenwart Hessens, Michael Boddenberg von der CDU. Der es „total spannend“ findet, was die Bundesbank da macht. Da könne „selbst der Finanzminister eines Landes noch etwas lernen“, lobt er das Vorhaben. Und setzt es als einer der ersten Besucher gleich in die Tat um: Sieht sich Bilder, Texte und Videos zu Bargeld, Geldpolitik und Inflation an, schiebt mit einem schwarzen Regler die Leitzinsen munter hoch und runter und das Pendel zwischen Angebot und Nachfrage hin und her. Während das Erdgeschoss eine Mitmachausstellung für Jung und Alt ist, bietet das Obergeschoss Falschgeldschulungen und Vorträge. Nur eines sollten Besucher nicht sein: noch größer als Balz, denn dann hängt die Decke zu tief.

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