Mailand

Tue Gutes mit Kultur – und rede darüber

Italiens größte Bank, Intesa Sanpaolo, verstärkt ihr kulturelles Engagement. Die bestehenden Museen in Mailand und Vicenza werden erweitert und in Turin und Neapel entstanden zwei anspruchsvolle neue Projekte.

Tue Gutes mit Kultur – und rede darüber

Kunst und Macht gehören von jeher eng zusammen. Während einst Fürsten, Könige und die Kirche große Kunstwerke in Auftrag gaben, sind es heute reiche Privatpersonen, manchmal auch Staaten, Unternehmen, Banken und Versicherungen, die sich als Mäzene und Bewahrer von Kunst und Kultur hervortun. Die größte italienische Bank, Intesa Sanpaolo, sieht sich selbst als einen der größten privaten Kultursponsoren auf internationaler Ebene.

Gerade hat die Bank an ihrem Firmensitz in Turin, dem historischen Palazzo Turinetti an der eleganten Piazza San Carlo, dem „Wohnzimmer“ der Stadt, nach mehrjährigen Umbauarbeiten un­ter Führung des Architekten und Designers Michele De Lucchi ein neues Museum eröffnet. In zwei Etagen unter der Erde ist auf 6000 Quadratmetern ein Teil des riesigen Bestands von sieben Millionen Fotos aus den 30er bis 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu sehen. Zur Eröffnung in Anwesenheit der lokalen Prominenz werden zwei beeindruckende temporäre Ausstellungen gezeigt. Eine, von Paolo Pellegrin, ist eine beeindruckende Dokumentation über den Zustand unseres Planeten. Sie ist das Ergebnis einer „Weltreise“ des Fotografen, die die Auswirkungen des Klimawandels verbildlicht. Die zweite Veranstaltung zeigt historische Fotos aus der Nachkriegsgeschichte Italiens zwischen 1945 und 1969. In den oberen Etagen des Museums sind klassische Gemälde zu sehen.

Turin, die frühere industrielle Metropole Italiens, hat nun, neben einem großartigen Kinomuseum in ihrem Wahrzeichen, dem 167 Meter hohen Mole Antonelliana, dem weltberühmten Ägyptischen Museum und der von dem Ar­chi­tekten Renzo Piano entworfenen Kunstsammlung „Pinacoteca Ag­nelli“ auf dem Dach der ehemaligen Fiat-Zentrale im Stadtteil Lingotto ein weiteres museales Highlight zu bieten. In Turin hat der gebürtige Genueser Renzo Piano auch einen Wolkenkratzer für die Intesa Sanpaolo entworfen, in dem die Versicherungsaktivitäten und das „Innovation Centre“ untergebracht sind.

Nur wenige Tage nach dem „Event“ von Turin eröffneten CEO Carlo Messina und das restliche Management am ehemaligen Sitz der Banco di Napoli in der Via Toledo in Neapel, die längst zur Intesa Sanpaolo gehört, ein weiteres Museum. Auch dieses Museum wurde unter der Regie von De Lucchi umgebaut. Zu den Höhepunkten der umfangreichen Sammlungen gehören Caravaggios „Martyrium der Heiligen Ursula“ und viele weitere Werke auch moderner Künstler, etwa von Gerhard Richter.

Im Rahmen des neuen Strategieplans bis 2025 ist darüber hinaus eine Verdoppelung der bestehenden Ausstellungsflächen der Intesa-Sanpaolo-Museen in Vicenza sowie an der Piazza della Scala in Mailand von derzeit 14200 auf 30000 Quadratmeter geplant. In der Mailänder „Galleria d’Italia“ jagt eine hochkarätige Ausstellung die andere. Nach der „Grand Tour“ mit 130 Kunstwerken auch aus der Sankt Petersburger Eremitage, darunter Gemälde von Tizian und Picasso, sind jetzt 96 klassische Marmorstatuen aus der sehr bedeutenden Sammlung der Familie Torlonia ausgestellt. In früheren Jahren gab es etwa Marmorplastiken von Antonio Canova und Bertel Thorvaldsen oder Werke aus der Romantik zu sehen. Außerdem verfolgt das Institut ein umfangreiches Programm zur Restaurierung historischer Kunstwerke, in Zusammenarbeit mit dem nationalen Kulturminis­terium.

Die Bank will ihre historischen Paläste und die rund 35000 Kunstwerke, die sie in ihrem Bestand hat, angemessen zur Geltung kommen lassen. Vieles von dem, was die Intesa Sanpaolo in ihrem Bestand hat, hat sie von den rund 500 Instituten übernommen, die sie im Laufe ihrer Geschichte akquiriert hat. Dass sich das Institut so engagiert auf diesem Gebiet, hat auch damit zu tun, dass seine Großaktionäre, vor allem diverse Stiftungen, seit jeher besonderen Wert auch auf kulturelles und soziales Sponsoring legen. Ganz uneigennützig handelt die Bank jedoch nicht. Nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ stellt sie ihre kulturellen Aktivitäten natürlich auch gern ins Schaufenster, zumal es auch dem Image dient. Seit 2017 werden die Kunstwerke auch in der Bilanz bewertet – mit etwa 850 Mill. Euro.