Erster Cyberbond

Win-win im Nischenmarkt

Wenn sich der Cat-Bond-Markt für Cyberrisiken öffnet, profitieren Emittenten und Investoren gleichermaßen. Der Londoner Versicherer Beazly beweist mit der Veröffentlichung Geschick.

Win-win im Nischenmarkt

In der Welt der Rückversicherer fristet der Markt für Katastrophenanleihen (Cat Bonds) trotz stetigen Wachstums immer noch ein Nischendasein. Das Gesamtvolumen des Marktes liegt unter den jährlichen Beitragseinnahmen des größten Rückversicherers der Welt, der MunichRe. Die Idee ist eigentlich charmant:  Katastrophenrisiken, die nicht mit anderen Assetklassen korrelieren, werden am Kapitalmarkt auf viele Investoren verteilt. Dass Cat Bonds nicht explosionsartiger zulegen, liegt unter anderem an der fehlenden Diversifikation. Ein Großteil der Deckungen, die via Cat Bonds an den Kapitalmarkt transferiert werden, bezieht sich auf Naturkatas­trophen in den USA und da vor allem Hurrikans und andere Stürme.

Mit der ersten Emission eines Cyberbonds könnte sich jetzt eine immens wichtige Tür geöffnet haben, die den Markt auf die nächste Stufe hieven könnte. Denn die Investoren lechzen nach einem breiteren Spektrum an Deckungen. Bei einem Mega-Hurrikan über Florida soll nicht gleich ein Viertel des Gesamtmarktes um sein Kapital bangen müssen. Cyberrisiken haben das Potenzial, ein bedeutendes und nichtkorrelierendes Gegengewicht zu US-Naturkatastrophendeckungen zu werden.

Für die Emittenten auf der anderen Seite ist der Zugang zum Kapitalmarkt eine große Chance. Die traditionellen Industrie- und Rückversicherer haben zunehmend Probleme, die nachgefragten Kapazitäten für Cyberversicherungen zur Verfügung zu stellen. Sie fürchten, sich zu viele Kumulrisiken in die eigenen Bücher zu holen. Der Transfer von Risiken an den Kapitalmarkt bietet ihnen die Chance, die Bilanzen zu entlasten und gleichzeitig die hohe Nachfrage nach Deckungen gegen Hackerattacken zu bedienen. Für Emittenten und Investoren bedeuten Cyberbonds also eine Win-win-Situation. Dennoch dürfte es noch dauern, bis sich solche Transaktionen etablieren und eine signifikante Rolle am Markt spielen werden. Der Bond des Londoner Versicherers Beazley wird von den Beteiligten als Durchbruch gefeiert, doch das ist mit Vorsicht zu genießen. Denn bei der Emission handelte es sich um eine Privatplatzierung mit Fermat als Ankerinvestor. Wirklich transparent ist die Struktur noch nicht. Den Härtetest öffentlicher Emissionen müssen Cyberbonds noch bestehen.

Dennoch ist der Deal zum Jahresauftakt 2023 ein Meilenstein. Die Beazley-Transaktion kann und soll als Machbarkeitsbeweis herhalten. Es ist außerdem ein starkes Signal für einen Markt, der nach dem Schock durch Hurrikan „Ian“ in den beiden zurückliegenden Quartalen einen Einbruch verzeichnet hat. Beazley hat ein gutes Timing bewiesen.