Green Finance

Erderwärmung bedroht Märkte von Standard Chartered

Bill Winters hat bei seinem Engagement für strenge Richtlinien im Emissionshandel ein klares Eigeninteresse: Die Märkte von Standard Chartered sind dem Klimawandel in hohem Maße ausgesetzt.

Erderwärmung bedroht Märkte von Standard Chartered

Bill Winters, der CEO von Standard Chartered, hält nichts davon, dass sich Firmen für wenig Geld von ihren Klimaschutzverpflichtungen freikaufen können. Er sitzt der Taskforce on Scaling Voluntary Carbon Markets vor, die strenge Richtlinien für den weltweiten Emissionshandel erarbeitet hat und darauf hofft, dass sie sich am Markt durchsetzen. „Wir möchten nicht, dass sich Unternehmen A mit etwas sehr Billigem vorbeischleichen kann, während Unternehmen B sich an einen höheren Standard hält“, sagt Winters im Interview der Börsen-Zeitung. „Die Zeiten haben sich geändert.“ Das Problem sei, dass viele der heute auf der Welt verfügbaren CO2-Zertifikate zu sehr niedrigen Preisen gehandelt werden. Kontrakte, die zum EU-Emissionshandelssystem zugelassen sind, werden zu mehr als 50 Euro pro Tonne gehandelt, Kontrakte an der Chicago Mercantile Exchange (CME) dagegen zu zwei bis drei Dollar pro Tonne – „der gleiche Kohlenstoff, die gleiche Wirkung auf den Planeten“. Die Nachfrage sei groß, aber nicht genug, um den Überschuss aufzusaugen, der über Jahre hinweg entstand, sagt Winters. Inzwischen bereite sich die Unternehmenswelt aber tatsächlich darauf vor, „die Arbitrage, die es in den letzten 25 Jahren an verschiedenen Stellen gab, drastisch zu reduzieren“.

Der Chef der Großbank, die den Großteil ihres Geschäfts in Schwellenländern macht, hat bei seinem Engagement ein klares Eigeninteresse. „Unsere Märkte sind dem Klimawandel am stärksten ausgesetzt“, sagt Winters. „Wenn wir nicht unseren Teil dazu beitragen – wenn die Welt nicht dazu beiträgt, das zu korrigieren, werden für uns sehr wichtige Märkte wie große Teile Indiens und Bangladesch entweder unbewohnbar oder unter Wasser sein.“ Was die Bereitschaft der Wirtschaft dazu angeht, ist er optimistisch. „Die Unternehmenswelt bereitet sich jetzt darauf vor, die Schecks auszustellen“, sagt Winters.  Einer CO2-Steuer stünde er nicht abgeneigt gegenüber, allerdings müssten sich die Regierungen der Welt erst einmal auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. Noch gibt es kein globales Abkommen. „Und ich wage zu wetten: Wenn wir COP26, den UN-Klimagipfel in Glasgow, hinter uns haben, wird es immer noch kein umfassendes globales Abkommen geben“, sagt Winters. „Regierungshandeln ist kompliziert, insbesondere auf globaler Ebene. Der Privatsektor ist kompliziert, aber bei weitem nicht so kompliziert wie die Regierungen.“

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