Vorstandsvorsitz

Auftakt nach Maß für den neuen Infineon-Chef

Glänzende Quartalszahlen und ein abermals angehobener Jahresausblick sorgen für einen guten Start des neuen Infineon-Vorstandsvorsitzenden Jochen Hanebeck.

Auftakt nach Maß für den neuen Infineon-Chef

Von Stefan Kroneck, München

Für Jochen Hanebeck ist es ein Auftakt nach Maß: Fünf Wochen nach seinem Amtsantritt legt der neue Vorstandsvorsitzende von Infineon gute Quartalszahlen vor und erhöht die Prognose seines Vorgängers Reinhard Ploss. Mit einem solchen Zahlenwerk und abermals erhöhtem Ausblick zur Vorlage des Zwischenberichts überstand der Elektrotechnikingenieur zum Wochenstart seine Feuertaufe in der Rolle des frischgebackenen CEO in Telefonkonferenzen mit Analysten und Wirtschaftsjournalisten routiniert.

Der 54-Jährige kennt Deutschlands größten Halbleiterkonzern wie seine Westentasche. Der in Dortmund geborene und im Sauerland aufgewachsene Topmanager arbeitet für das Unternehmen seit 28 Jahren. Seit sechs Jahren gehört er dem obersten Führungsgremium an.

Kontinuität an der Spitze

Hanebeck zählte zu den „heißen“ hausinternen Kandidaten für die Nachfolge des langjährigen CEO Ploss, der mit 66 Jahren in den Ruhestand trat. Insofern war es keine große Überraschung, als Ende November vergangenen Jahres der Aufsichtsrat unter Leitung von Wolfgang Eder (70) den Produktionsvorstand zum designierten Vorstandschef kürte. Infineon folgte somit einer „Tradition“, war doch auch Ploss vor seinem Aufstieg an die Konzernspitze im Vorstand für die Fertigung zuständig gewesen. Seit der überstandenen Finanzmarktkrise in den Jahren 2008 und 2009 rekrutiert Infineon ihre Konzernchefs aus den eigenen Reihen.

In Zeiten wie diesen ist die Kompetenz eines Fachmanns für das operative Geschäft, welches auch das Produktionsnetz des Unternehmens einschließt, in der Funktion als Konzernlenker sehr gefragt. Hanebeck muss das Kunststück bewältigen, den Nachfragestau bei den Abnehmern durch schrittweise Erhöhung der Kapazitäten im eigenen Haus abzuarbeiten und zugleich die Profitabilität bei anhaltend gestörten Lieferketten sowie galoppierender Inflation zu erhöhen. Der aus diesen Rahmenbedingungen resultierende Preisschub insbesondere bei Mikrochips und komplexen, leistungsfähigen elektronischen Bauelementen gibt ihm Rückenwind, die Wachstumsstrategie seines erfolgreichen Vorgängers im Großen und Ganzen fortzusetzen.

Hanebeck steht für Kontinuität in der Ausrichtung des Unternehmens, welches im März 2000 als damalige Siemens-Abspaltung an die Börse gegangen war. Nach der Übernahme des kleineren US-Wettbewerbers Cypress vor über zwei Jahren für 9 Mrd. Euro – es war die größte Akquisition in der Firmengeschichte – setzt die Infineon-Führung nunmehr auf Wachstum aus eigener Kraft, wenngleich Arrondierungen des Geschäfts mit überschaubaren Zukäufen durchaus denkbar wären, wenn sich Gelegenheiten dazu bieten.

Hanebeck befindet sich im Maschinenraum, wenn er die operative Marge weiter steigern will, um sich mit der starken Konkurrenz auch in Zukunft messen zu können. Umsatzrenditen von mehr als 20% gehören derzeit zum Standard in der Branche, um mit dem Wettbewerb Schritt halten zu können.

Schwierige Vergangenheit

In diesem Kontext ist Hanebeck vermutlich der richtige Mann zur richtigen Zeit an der Spitze des Dax-Mitglieds. Der Manager ist ein Eigengewächs von Infineon. Seine gesamte berufliche Karriere verbrachte der Familienvater bei dem Unternehmen. Hanebeck ist der sechste CEO von Infineon binnen 22 Jahren. Schon während seines Studiums stand für ihn fest, nach dem Abschluss im Bereich von Halbleitern beruflich tätig zu werden.

Ploss’ Amtsvorgänger Peter Bauer, der von 2010 bis 2012 als CEO gewirkt hatte, brachte Infineon nach einer schwierigen Phase wieder ins Lot. Nach dem Zusammenbruch des zuvor abgespalteten Speicherchipbereichs (Qimonda) galt Infineon im Frühjahr 2009 sogar als Pleitekandidat. Ploss (2012 bis 2022) setzte den Erholungskurs fort.

Jahre zuvor glich die Adresse aus Neubiberg bei München noch einem Intrigantenstadl. Nach der Entmachtung von CEO Ulrich Schumacher im März 2004 brauchte Infineon lange, um auf einen Erfolgskurs zu kommen und damit zur Ruhe zu kommen. An diese holprigen Zeiten erinnert sich Hanebeck, der seinerzeit in leitender Funktion im Konzernbereich Automotive von Infineon tätig war, nicht gerne.

Heute gehört Infineon zu den zehn großen Playern im weltweiten Halbleitermarkt. Das ist auch Hanebecks Verdienst und das seiner deutlich gewachsenen Mannschaft.

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