Klimabeauftragte

Baerbock holt Greenpeace-Chefin ins Auswärtige Amt

Für Außenministerin Annalena Baerbock ist Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan als neue Klimabeauftragte im Auswärtigen Amt eine „Traumbesetzung“. Doch der Wechsel der US-Amerikanerin in ein Regierungsamt kommt nicht überall gut an.

Baerbock holt Greenpeace-Chefin ins Auswärtige Amt

sp

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) holt die langjährige Chefin der Umweltorganisation Greenpeace, Jennifer Morgan, als Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik ins Auswärtige Amt. „Ich kenne weltweit keine zweite Persönlichkeit mit ihrer Expertise, Vernetzung und Glaubwürdigkeit in der internationalen Klimapolitik“, sagte Baerbock bei der Vorstellung der 55-jährigen US-Amerikanerin, die nach ihrer Einbürgerung zur Staatssekretärin ernannt werden soll. Morgan werde als Steuerfrau die Klima-Außenpolitik lenken, erklärte die Ministerin. Die arrivierte Klimaaktivistin, die seit 1994 für Nichtregierungsorganisationen und Denkfabriken wie Climate Action Network, WWF, E3G und das World Resources Institute arbeitete, bevor sie 2016 die Führung von Greenpeace übernahm, lebt seit 2003 in Berlin und spricht fließend Deutsch. „Mein politisches Herz schlägt für Deutschland“, sagte Morgan.

Vom Koalitionspartner FDP und aus der Opposition kam Kritik an der Berufung der Aktivistin, die jetzt ohne Cooling-off-Periode von einer Nichtregierungsorganisation in ein Regierungsamt wechselt. Die Union warf den Grünen „Heuchelei in Sachen Lobbyismus“ vor. Anti-Korruptionsorganisationen bewerteten den Seitenwechsel in ihren ersten Reaktionen dagegen milde. „Als Lobbycontrol haben wir auch in der Vergangenheit betont, dass es möglich sein muss, Fachleute von außen in die Ministerien zu holen“, sagte der Experte für Lobbyregulierung, Timo Lange, der Nachrichtenagentur Reuters. „Klar ist aber auch, dass Morgan künftig die Positionen der Bundesregierung vertreten muss und nicht die von Greenpeace.“ Das Auswärtige Amt müsse sicherstellen, dass Greenpeace keine besonderen Vorteile zugestanden würden.

Es sei für sie eine einmalige Chance, mit einer Grünen-Außenministerin zusammenzuarbeiten, sagte Morgan, nachdem das Bundeskabinett ihre Ernennung am Mittwoch bestätigt hatte. Ihren Posten, den sie zum 1. März antreten soll, gab es bisher in Deutschland nicht. Da die Ampel-Koalition die Zuständigkeit für die internationale Klimapolitik vom Umweltministerium ins Auswärtige Amt verlegt hat, soll Morgan unter anderem auch die jährlichen Weltklimakonferenzen vorbereiten. Die 27. UN-Klimakonferenz findet im November im ägyptischen Sharm el-Sheikh statt. Morgan war auch schon bei der ersten Konferenz dabei, die 1995 von der damals frisch gebackenen Umweltministerin Angela Merkel geleitet wurde.

Für den Klimaschutz in Davos

Doch die neue Sonderbeauftragte im Auswärtigen Amt spricht nicht nur mit Klimadiplomaten. Auch am World Economic Forum in Davos hat sie sich schon für den Klimaschutz starkgemacht. An der Münchner Sicherheitskonferenz schlug sie einmal vor, CO2-Emissionen als Kohlenstoffbomben einzustufen, die nicht mehr produziert werden dürfen. Als Geschäftsführerin von Greenpeace hat sie regelmäßig an der Seite von Klimaaktivisten protestiert – etwa bei der Blockade einer Shell-Raffinerie in Rotterdam im vergangenen Jahr.