Ölkonzern

BP-Chef Looney tritt mit sofortiger Wirkung zurück

BP-Konzernchef Bernard Looney tritt überraschend mit sofortiger Wirkung zurück. Wie das Unternehmen mitteilte, soll Finanzchef Murray Auchincloss das Unternehmen vorübergehend führen.

BP-Chef Looney tritt mit sofortiger Wirkung zurück

Nach dem überraschenden Rücktritt von BP-Chef Bernard Looney hat Finanzchef Murray Auchincloss vorübergehend das Ruder bei dem Energiekonzern übernommen. Am Markt gab es Spekulationen, ob BP unter einer neuen Führung vom kostspieligen Ökokurs Looneys weiter abrücken wird. Dies sei theoretisch möglich, hieß es in einem Marktkommentar der Experten von Morningstar. Wenn der Board aber den Kurs Looneys unterstütze, werde es einen Chef ernennen, der die Strategie fortsetze.

Der Rücktritt Looneys am Dienstagabend glich einem Paukenschlag. Looney habe BP darüber informiert, dass er in früheren Erklärungen nicht vollständig transparent gewesen sei. Er habe ehemalige Beziehungen zu Kollegen nicht komplett offengelegt. Der 53-Jährige hatte seinen Posten im Februar 2020 mit dem Versprechen angetreten, das 114 Jahre alte Unternehmen neu zu erfinden. Er hatte ehrgeizige Pläne für den britischen Energieriesen vorgelegt, der bis zum Jahr 2050 null Nettoemissionen erreichen und Milliardensummen in erneuerbare und kohlenstoffarme Energien investieren soll. Die Experten von Bernstein sprachen nach dem Rücktritt Looneys von einer schockierenden Nachricht. Eine radikale Änderung der Strategie erwarten sie aber nicht.

BP auf Ökokurs

Finanzchef Auchincloss ist seit Juli 2020 auf seinem Posten. Der 52-jährige Kanadier hatte mit Looney den Konzern durch die Turbulenzen der vergangenen Jahre geführt – von der Corona-Pandemie über einen schnellen Ausstieg aus Russland nach der Invasion in der Ukraine bis zum Energiepreisschock und einer weltweiten Inflationskrise. BP bekam zuletzt die deutlich gesunkenen Energiepreise zu spüren. Der Gewinn brach im zweiten Quartal um 70% auf 2,6 Mrd. Dollar ein. Die Dividende wurde dennoch um 10% angehoben.

Der Aktienkursentwicklung hinkt seit Jahren hinter der von Konkurrenten wie Shell, Chevron und ExxonMobil hinterher. BP ruderte in diesem Jahr bei ihren Plänen zurück, die Produktion von Kohlenwasserstoffen bis 2030 im Vergleich zu 2019 um 40% zu senken. BP peilt nun einen Rückgang von 25% an. Auch mit diesem Abbau der Öl- und Gasproduktion verfolgt BP immer noch ehrgeizigere Ziele als andere Ölriesen.

In Deutschland ist BP unter anderem wegen ihrer Tankstellen-Tochter Aral und Raffinerien bekannt. BP-Europa-Vorstandschef Patrick Wendeler kündigte in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters an, bis 2030 die Geschäfte hierzulande mit Investitionen von bis zu 10 Mrd. Euro auszubauen. Dazu gehören der Ausbau des Ladenetzes für E-Autos, die Wasserstoffwirtschaft und die Offshore-Windenergie. BP beschäftigt in Deutschland rund 4.000 Mitarbeiter und erzielte 2022 einen Umsatz von rund 41 Mrd. Euro.

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sofortiger Wirkung zurück

Reuters London