Eröffnungsfeier ohne Staatsgäste

Dabei sein ist bei Olympia dieses Mal nicht alles

Dabei sein ist alles, lautet ein Wahlspruch der Olympischen Spiele. Bei der Eröffnungsfeier zu den Olympischen Winterspielen in Peking am Freitag folgen die meisten Staats- und Regierungschefs einem anderen Motto.

Dabei sein ist bei Olympia dieses Mal nicht alles

sp – „Dabei sein ist alles“, lautet ein bekannter olympischer Wahlspruch, der dem französischen Sportfunktionär und Gründer des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Pierre de Coubertin zugeschrieben wird. Das galt in der Vergangenheit auch für viele Staats- und Regierungschefs, die den Olympischen Spielen ihre Aufwartung machten. Vor der Eröffnung der Winterspiele in Peking an diesem Freitag heißt es angesichts des von den USA zusammen mit Australien, Kanada, Großbritannien und weiteren Staaten angekündigten diplomatischen Boykotts der Spiele für die meisten Regierungschefs der westlichen Hemisphäre dagegen „alles, nur nicht dabei sein“.

Lediglich 21 Regierungschefs werden an der Feier teilnehmen, wobei die Mehrheit von ihnen laut Democracy Index der Economist Intelligence Unit an der Spitze nicht demokratischer Regierungen steht. Sie repräsentieren laut Bloomberg gerade einmal 6% der weltweiten Wirtschaftsleistung. Zur Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele von 2008, die ebenfalls in Peking stattfanden, reisten noch 68 Staatschefs an, darunter auch der damalige US-Präsident George W. Bush.

Der Stargast des chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping auf der Ehrentribüne wird dieses Mal der russische Präsident Wladimir Putin sein. Daneben haben sich weitere „lupenreine Demokraten“ aus neun Ländern angekündigt, deren Regierungen im Democracy Index als „autoritär“ geführt werden. Auch die Staatschefs aus Pakistan und Kirgisistan, die in dem Index als „hybride Regime“ geführt werden, sind dabei. Hinzu kommen acht Vertreter demokratischer Staaten – darunter Polen, Serbien und Luxemburg – und der Fürst von Monaco.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat  erklärt, nicht zu den Winterspielen nach Peking zu reisen. „Ich habe keine Reisepläne. Deshalb kann man nicht davon ausgehen, dass ich plötzlich da auftauche und sage: Hallo, hier bin ich“, sagte Scholz am Mittwoch in der ZDF-Nachrichtensendung Heute-Journal. Scholz hatte zuvor mehrfach betont, dass es in der Europäischen Union (EU) einen Abstimmungsprozess über die Frage des diplomatischen Boykotts wegen der Menschenrechtslage in China gebe. Einzelne EU-Länder legten sich dann aber unterschiedlich fest.

IOC-Chef Thomas Bach betonte am Donnerstag noch einmal die politische Neutralität von Olympia. „Wir können unsere Mission nur erfüllen, wenn die Olympischen Spiele über allen politischen Differenzen stehen“, sagte Bach, der dem chinesischen Staatschef kurz nach der Wahl zum IOC-Präsidenten 2013 den Olympischen Orden in Gold verliehen hat. Xi hat sich mit einer Thomas-Bach-Büste in einem Park in Peking revanchiert. Im Democracy Ranking der Economist Intelligence Unit wird das IOC übrigens nicht aufgeführt.