Nissan

Ghosn-Vertrauter Kelly in Japan verurteilt

Weiteres Urteil im Veruntreuungsskandal um Carlos Ghosn: Ex-Nissan-Chefjurist Greg Kelly wird zu einer Haftstrafe verurteilt. Außerdem muss der Autobauer eine Geldstrafe zahlen.

Ghosn-Vertrauter Kelly in Japan verurteilt

mf

Ein Bezirksgericht in Tokio hat den früheren Chefjuristen von Nissan, Greg Kelly (65), wegen der Veruntreuung von Firmengeldern zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt. Die Strafe wurde für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Zugleich muss Nissan 200 Mill. Yen (1,5 Mill. Euro) zahlen.

Das Gericht hielt Kelly für schuldig, die Geldbezüge von Konzernchef Carlos Ghosn in den Pflichtberichten an die Börsenaufsicht zu niedrig angegeben zu haben. Die Ankläger hatten dafür zwei Jahre Gefängnis gefordert. Das Gericht sprach ihn überraschend für die Finanzjahre 2010 bis 2016 von der Anklage frei und lediglich für das Finanzjahr 2017 schuldig.

Seltene Kronzeugen-Regelung

Ghosn war Anfang 2020 spekta­kulär in seine Heimat Libanon geflüchtet, um sich der Recht­sprechung in Japan zu entziehen. Zwei an Japan ausgelieferte Amerikaner, die ihn in einem Musikinstrumenten-Koffer versteckt und an Bord eines Privatflugzeugs aus Japan herausgeholt hatten, waren vergangenes Jahr von einem japanischen Gericht zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Der frühere Elite-Soldat Michael Taylor­ sitzt zwei Jahre ein, sein Sohn Peter ein Jahr und acht Monate. Die beiden hatten sich schuldig bekannt.

Die Anwälte von Kelly wollen in Revision gehen, während die Staatsanwaltschaft noch nicht auf das Urteil reagierte. Dessen ungeachtet wird der US-amerikanische Manager in die USA zurückkehren. Denn mit den mehr als drei Jahren seit November 2018, die er zunächst in Untersuchungshaft und danach auf Freilassung gegen Kaution in Japan verbrachte, hat Kelly seine Strafe bereits formal erfüllt. Im Prozess hatte er den Anklagevorwurf mangels eines Nissan-Vertrags mit Ghosn zurückgewiesen und die Justiz als „manipuliert“ bezeichnet. In Japan wurde der Fall besonders beachtet, weil dort die Kronzeugen-Regelung erst zum dritten Mal angewendet wurde. Der Leiter des Ghosn-Büros hatte gegen Kelly ausgesagt.