Facebook

Neuer Technologiechef kommt mit Hardware-Expertise

Facebook-CTO Mike Schroepfer will sich 2022 auf eine Teilzeitrolle zurückziehen. Sein Nachfolger Andrew „Boz“ Bosworth zeigt als bisheriger Leiter der Hardware-Sparte an, wo das soziale Netzwerk künftig investieren dürfte.

Neuer Technologiechef kommt mit Hardware-Expertise

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

Das soziale Netzwerk Facebook plant eine Wachablösung an entscheidender Stelle. Der langjährige CTO Mike Schroepfer hat angekündigt, dass er im kommenden Jahr seinen Platz räumt und von Andrew „Boz“ Bosworth, derzeit Leiter von Facebook Reality Labs (FRL), abgelöst wird. FRL ist die Hardwareentwicklungssparte von Facebook. CEO Mark Zuckerberg hat in der Vergangenheit immer wieder versucht, mit Facebook Fuß im Hardwaregeschäft zu fassen. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts war er etwa mit einem eigenen Smartphone gescheitert. Mittlerweile hat der von Bosworth geleitete Hardwarebereich eine Reihe von Produkten hervorgebracht, die sich zumindest etabliert haben – darunter etwa die Videokonferenz-Gerätereihe „Portal“ oder die zugekaufte Virtual-Reality-Brille Oculus. Dem Vernehmen nach arbeitet Facebook zudem an einer Smartwatch, die der Apple Watch ab Anfang 2022 Konkurrenz machen soll.

Der scheidende Technologiechef, der seit 2008 für Facebook arbeitet, werde der erste Senior Fellow des Unternehmens, sagte Zuckerberg. In der neuen Rolle wolle er sich auf die Rekrutierung und Entwicklung technischer Talente, die Verbesserung der Projektinfrastruktur und die Überwachung von Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz konzentrieren, kündigte Schroepfer an. Als Grund für den Rollenwechsel nannte Schroepfer, dass er mehr Zeit für seine Familie und seine Philanthropie haben wolle. Laut „Wall Street Journal“ besitzt Schroepfer Aktien von Facebook im Wert von 360 Mill. Dollar und ist damit einer der größten Einzelaktionäre. Er kündigte an, dem Unternehmen auch in Zukunft verbunden zu bleiben.

Zuletzt hatte der 46-Jährige neben der Weiterentwicklung des sozialen Netzwerks vor allem die Aufgabe, die Plattform mit künstlicher Intelligenz von problematischen Inhalten zu befreien, durch die Facebook bei Regulierern immer stärker in die Kritik geraten war. Sein 39-jähriger Nachfolger hatte 2016 mit einem internen Memo für Wirbel gesorgt, in dem er das Vernetzen von Menschen als oberstes Unternehmensziel ausgegeben hatte, auch wenn dies zuweilen negative Konsequenzen mit sich bringe. Das von „BuzzFeed“ im März 2018 geleakte Memo war nur einen Tag nach einem auf Facebook Live übertragenen Mord verfasst worden und hatte intern teils heftige Reaktionen hervorgerufen, wie US-Medien berichteten. Bosworth erklärte später, er stimme seinem Memo nicht zu, sondern habe nur ein Thema, das innerhalb des Unternehmens nach seiner Ansicht stärker diskutiert werden sollte, aufs Tapet heben wollen.

Mittlerweile unterstützt Facebook zwar viele Behörden dabei, gegen Verbrechen auf der Plattform vorzugehen. Einen Disput um den Datenschutz hat das Unternehmen derzeit aber mit Apple. Der iPhone-Anbieter behindert mit seinen jüngsten Datenschutzverbesserungen die Möglichkeiten von Facebook, Werkzeuge zur Nutzerbeobachtung einzusetzen, die zur Verbesserung der Effektivität von Werbekampagnen dienen. Auch das dürfte ein wesentlicher Grund dafür sein, dass Zuckerberg mit Hochdruck daran arbeiten lässt, eigene Hardware zu entwickeln. Bei dieser drohen dann keine vergleichbaren Einschränkungen mehr wie auf dem iPhone.