OECD-Chefökonomin wird Europa-Staatssekretärin
Von Gesche Wüpper, Paris
Beaune und Boone bei Borne an Bord. Die Nachricht klingt fast wie ein Witz, so ähnlich hören sich die Namen mehrerer Mitglieder der neuen Regierung von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an. Er hat mit einer Mini-Umbildung des Kabinetts von Premierministerin Élisabeth Borne auf die Parlamentswahlen reagiert. Bruno Le Maire, der bereits seit 2017 eine der wichtigsten Stützen Macrons ist, bleibt auch künftig Wirtschafts- und Finanzminister. Gabriel Attal, bis Ende Mai Regierungssprecher, steht ihm als beigeordneter Haushaltsminister zur Seite.
Seit Montag hat Frankreich mit Clément Beaune auch wieder einen Transportminister – sehr zur Erleichterung der Transportbranche. Denn in dem ersten Kabinett von Borne, das gerade mal etwas über einen Monat existierte, hatte es keinen Transportminister gegeben. Beaune war zuvor Europa-Staatssekretär. Der 40-Jährige gilt nicht nur als überzeugter Europäer, sondern auch als Arbeitstier und geschickter Verhandlungsführer. Gerade letztere Eigenschaften könnten sich angesichts des derzeitigen sozialen Klimas als vorteilhaft erweisen.
Vertreter der Transportbranche seien jedoch überzeugt gewesen, dass jemand aus ihren Rängen Transportminister werde. Beaune wird nun Verhandlungsgeschick gebrauchen können, denn pünktlich zum Ferienbeginn wurde letztes Wochenende an den Pariser Flughäfen gestreikt. Für die nächsten Wochenenden sind weitere Streiks angekündigt.
Nachfolgerin von Beaune als Europa-Staatssekretärin wird die bisherige Chefökonomin der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD), Laurence Boone. Die 53-jährige promovierte Ökonomin war erst Anfang des Jahres auch zur stellvertretenden Generalsekretärin ernannt worden. Vor ihrem Wechsel zur OECD war sie für den Versicherungskonzern Axa, Merrill Lynch Asset Management, das französische Researchinstitut CEPII, bei Barclays Capital und Bank of America Merrill Lynch aktiv. Für Macrons Vorgänger François Hollande war sie zwischen 2014 und 2016 zudem Sonderberaterin für multilaterale und europäische Wirtschafts- und Finanzangelegenheiten und G20-Sherpa. In dieser Rolle führte sie im Namen des damaligen Präsidenten, für den Macron zur selben Zeit Wirtschaftsminister war, Gespräche im G20-Kreis.